Stadt oder Gelände? Beides!

Der Q5 ist das meistverkaufte Modell von Audi. Nun ist die dritte Generation des SUVs da: mit Innovationen und einem hohen eigenen Anspruch. Eine Ausfahrt durchs Unterholz.
Text Tim Gutke
Tim Gutke stellt den neuen Audi Q5 bei einer Testfahrt in Andalusien auf die Probe.

Wenn man von allen gemocht werden möchte, muss man auch allen gefallen können. Das führt im schlechtesten Fall zur Selbstaufgabe oder formt im besten einen starken Charakter. Audi hat mit der Modellreihe Q5 einen Everybody’s Darling erschaffen – und ist damit zum Erfolg und zur stetigen Charakterbildung verdammt. Wie aber entwickelt man ein Erfolgsrezept weiter, ohne die DNA zu zerstören oder die ausgewogene Melange zu verwässern, die den Erfolg erst ausgemacht hat? Für den Hinterkopf: Alles begann im Jahr 2008 mit der ersten Generation des Q5, von dem Audi 1,6 Millionen Einheiten weltweit verkaufte. 1,1 Millionen waren es beim Nachfolger. Was also bringt Generation drei?

Der neue Q5 ist mehr als nur ein Stadt-SUV

Abgehoben: Das Luftfederfahrwerk bringt dem Audi auf Wunsch 30 mm Bodenfreiheit zusätzlich.

Irgendwo in Andalusien, in einem Flussbett bei knöchelhohem Wasserstand steht in der spärlich besiedelten Provinz der, der auf den Straßen der Welt wieder alle verzaubern soll. In einem kräftigen Blau, das Audi Ultrablau Metallic nennt, ist er ein starker Kontrast zum allgegenwärtigen Grün der Natur und zeigt schon so seinen Anspruch auf Führung. Die eigene Erwartungshaltung ist hoch – muss sie auch sein. Ducken gilt nicht. Auf den ersten Blick fällt auf: Der Neue ist irgendwie noch der Alte. Das Gefühl von gelungenen Proportionen fängt den Betrachter sofort ein. Das Blechkleid über der neuen Plattform ist markant gestaltet und der Drei-Liter-V6-Direkteinspritzer im SQ5 mit seinen 367 PS klingt nicht nur unter Last kernig. Mit einem Lächeln auf den Lippen denkt man: Das darf man von einem Audi auch erwarten.

Ach ja, die Frage aber, was der Wagen, der häufig als Nachwuchstransportmittel zwischen Speckgürtel und Vorschule zu sehen ist, im Gelände macht, ist noch unbeantwortet. Er ist dort, einfach weil er es kann. Im Offroad-Modus hebt das Luftfederfahrwerk die über zwei Tonnen spielend um 30 Millimeter an. Die so gewonnene Bodenfreiheit bietet Raum für unzählige Möglichkeiten. Und vielleicht macht das auch einen gelungenen Generationswechsel aus – lieb gewonnene Fähigkeiten und neue Freiheiten. Neu ist nämlich auch – dank der neuen PPC-Plattform – die verbaute Mild-Hybrid-Technologie oder wie Audi sie nennt: MHEV plus. Beim SQ5 schaltet sich je nach Anforderung der neue Triebstranggenerator ein.

SUV kommt mit Mild-Hybrid-Technologie

Neue Fähigkeiten: In der dritten Generation des Q5 hat Audi eine Mild-Hybrid-Technologie verbaut.

Hinter diesem sperrigen Wort steckt eine einfache Idee. Immer wenn etwas Extra-Leistung gebraucht wird, schaltet sich ein Elektromotor mit 24 PS in den Leistungsaufbau ein. Die Energie liefert eine Lithium-Eisenphosphat-Batterie mit einer Kapazität von 1,7 kWh, die sich aus der Rekuperation speist. Der Fahrer kann aber nicht eigenständig bestimmen, wann er elektrisch unterwegs sein möchte – da hört die neue Freiheit auf. Abseits der Straßen ist der neue Q5 ein potenter Begleiter, daran lässt er keinen Zweifel. Diese Fähigkeit werden die wenigsten nutzen, sie könnten aber, wenn sie wollten. Bei einem Blick in die weitgehend unberührte Natur wird klar: Eine Revolution ist nie nötig, wenn die Evolution ihren Job gut macht, sich den Bedürfnissen anpasst. So ist es auch beim Q5. Der Job ist gut gemacht. 

Der SUV sucht nicht nach einer neuen Aufgabe oder weiß nicht, wo er hingehört. Er folgt klar dem DNA-Strang, der 2008 begann. Das ist dann keine Überraschung, aber eine Erfolgsstrategie. Im Innenraum hat ein großes Display Platz gefunden, das sich dem Fahrer zuwendet. Apropos Platz: Diesen kann man sich nun durch eine verschiebbare Rücksitzbank verschaffen. Zehn Zentimeter lässt sich die gesamte Einheit verschieben und vergrößert somit den Kofferraum. Schon nach wenigen Kilometern – ob Straße oder Gelände – fühlt man sich hinter dem Steuer des neuen Q5 angekommen – fast zu Hause. Es ist ein wenig so, als verbringe man einen Abend schweigend neben einem alten Freund und habe am Ende den Eindruck gewonnen, das beste Gespräch seit Langem geführt zu haben. Man kennt sich eben – ein gutes Gefühl. 99.535 Euro ist der Preis für diese alte und neue Verlässlichkeit.