Ein Ferrari fürs Handgelenk

Wenn Richard Mille und Ferrari kooperieren, dann gibt es kein Halten: Um den neuen „RM 43-01 Tourbillon Split Seconds Chronograph“ werden die besten Kunden beider Häuser wetteifern. 
Text Alexander Stilcken
Das Kaliber mit Schleppzeiger-Chronograf und Tourbillon wurde von den Uhrmachern von Richard Mille entwickelt, die Ferrari-Designer gaben optischen Input.

„Die behalten wir jetzt! Das dürfen wir doch, oder?” Lewis Hamilton ist von den beiden Zeitmessern sichtlich angetan. Auch wenn diese Szene aus einem von Guillaume „Gigi“ Mille inszenierten Making-of-Video mit dem Formel-1-Piloten und seinem Teampartner Charles Leclerc stammt, so komprimiert der Moment so ziemlich alles, worum es bei der Partnerschaft der Uhrenmarke Richard Mille und dem Supersportwagen-Hersteller Ferrari geht: um einzigartige Produkte und die Kooperation zweier Marken, die auch jene unruhig werden lässt, die schon so ziemlich alles kennen und besitzen und die angesichts dieser neuesten Uhrenkreation noch einmal eine ganz neue Form der Begehrlichkeit spüren.

Zweites Projekt von Richard Mille und Ferrari

Die beiden Formel-1-Piloten Lewis Hamilton und Charles Leclerc tragen die Uhr im Making-of-Video.

Der „RM 43-01 Tourbillon Split Seconds Chronograph Ferrari“ ist das zweite Projekt des nun gut drei Jahre andauernden Teamworks der Sportwagen-Profis aus Maranello und der Uhren-Konstrukteure von Richard Mille. Die erste Uhr wurde 2022 vorgestellt, Weltrekord inklusive: Die „UP-01 Ultraflat“ konnte damals als flachste Uhr der Welt Premiere feiern. Pharrell Williams wird regelmäßig mit diesem Modell gesehen, das nicht nur wegen seiner Bauhöhe von 1,75 Millimetern einzigartig ist: Rein optisch betrachtet war diese erste Ferrari-Uhr ganz anders als alle Referenzen zuvor. 

Die aktuelle RM 43-01 hingegen ist mit ihrer markentypischen Tonneau-Form unverkennbar eine Richard Mille und auch aus der übernächsten VIP-Loge noch als solche zu erkennen. Zugleich ist die Zusammenarbeit mit dem „Centro Stile Ferrari“ im Detail unübersehbar: Die Drücker des Chronografen erinnern beispielsweise an die Rückleuchten des SF90, das Armbandmuster an die Sitze des Purosangue und bei der Konstruktion des Uhrwerks wurde bewusst Raum für eine winzige Titanplatte gelassen, in die der berühmte „Cavallino Rampante“ lasergraviert wurde und deren Form vom Heckspoiler des 499P inspiriert ist.

Die Uhr ist auf 150 Exemplare limitiert

Unverkennbar Ferrari: Das Gehäuse der Uhr ist inspiriert von Modellen wie dem 488 Challenge Evo.

Letzteres ist nur möglich, weil das komplette Uhrwerk neu entwickelt wurde. Für die neue Ferrari-Richard-Mille wurden keinerlei Kompromisse gemacht: Das skelettierte Kaliber erinnert in seiner Optik an einen Motorblock, die Komplikation des Schleppzeiger-Chronografs mit Tourbillon ist ebenfalls auf Rennsport-Begeisterte ausgerichtet und auch nach der ultraflachen UP-01 bleibt die RM 43-01 hyperexklusiv: Lediglich 150 Exemplare wird es geben. 75 mit einem Gehäuse in Titan und 75 in einem aus Carbon TPT. Wer sich die Richard-Mille-Kollektion anschaut und die Preise für Modelle mit Schleppzeiger-Chronograf oder Tourbillon kennt, der ahnt: Diese Uhren haben ein siebenstelliges Preisschild. Und tatsächlich: Für die Titanvariante werden 1,15 Millionen Schweizer Franken in Rechnung gestellt, für Carbon TPT 1,35 Millionen. Plus Steuern.

Bei der Premiere in Paris berichtet Alexandre Mille, der Sohn von Firmenpatriarch Richard, dass die ersten Modelle schon in diesen Wochen die ersten Besitzer erreichen sollen. Allein: Wer wird eine bekommen? Richard Mille produziert inzwischen rund 6000 Uhren pro Jahr, Ferrari fast 14.000 Fahrzeuge. Beide Marken haben deutlich mehr als 150 außergewöhnlich gute Kunden, die Interesse an diesem Stück Ferrari-und-Richard-Mille-Geschichte haben. Da gilt es nun gut auszuwählen und noch besser zu erklären, warum es dieses Mal mit der neuen Uhr vielleicht doch nicht klappen wird. Bei beiden Marken hat man inzwischen eine erhebliche Expertise auf diesem Gebiet.

Kaufinteressenten brauchen gute Argumente

Alexandre Mille erklärt dazu: „Wir wollen bei einer besonderen Partnerschaft wie dieser mit Ferrari einfach mit besonders komplexen Modellen mit anspruchsvollen Komplikationen beginnen. Das schließt aber nicht aus, dass wir in Zukunft vielleicht auch eine etwas einfachere Uhr präsentieren, die nur durch unsere Produktionskapazitäten limitiert ist. Die Vorlaufzeiten für derlei Projekte sind immer sehr lang und tatsächlich überlegen wir bereits, ob und wie wir die Partnerschaft mit Ferrari einem größeren Kundenkreis zugänglich machen können.“

Hier und jetzt aber muss man die neue RM 43-01 nicht einfach nur bewundern, sondern als Kaufinteressent beste Argumente und viel Charme vorweisen können. Oder sich direkt an den Champion wenden. Das Video auf dem Gala-Dinner anlässlich der Weltpremiere lässt die Antwort zwar offen, aber es ist davon auszugehen, dass der versierte Uhrensammler Lewis Hamilton eine der 150 Uhren in seiner Kollektion haben wird.