Der Audi RS 6 vereint Komfort und Dynamik

Seit über 20 Jahren übt sich der Audi RS 6 im Understatement. Es ist ein praktischer, komfortabler Wagen für die ganze Familie – und gleichzeitig für Rennstrecken geeignet.
Text Ralf Bernert
Kraftpaket im Kostüm eines Kombis: Der Audi RS 6.

Klar, er kann schnell. Die 300 kann er, sogar einen Tick mehr, wenn man das Pedal bis zum Bodenblech durchtritt und dort lange genug hält. Und wenn man vorab das Dynamikpaket plus bestellt hat. Wenn man aus dem Stand unbedingt bis Tempo 100 beschleunigen will, braucht der Sekundenzeiger ge­rade mal 3,6 Striche, bis die Tachonadel die Marke 100 berührt – sogar ohne Dynamik­-plus­-Päckchen. Als sie in Neckarsulm die Idee für einen Audi der besonde­ren Art hatten, stand das Wort Ikone nicht auf dem Zettel. Eher praktischer, komfortabler, leis­tungsstarker Wagen für die ganze Familie. 

Starke Leistung, unauffälliges Design

Ein aufschlussreiches Detail: Das kleine „RS“ im Kühlergrill.

Mit jeder neuen Entwicklungsstufe klettert der Bayer weiter hi­nauf auf der Leiter der Hochleistungskombis. Wo­bei der Begriff Kombi beim RS 6 eher im Hinter­grund bleibt, weil die Zahl der Koffer oder Einkaufstüten diesem Audi keine Bestnoten einbringt. Auf dem Papier stellt er 565 Liter zur Verfügung, wobei die Zahl wachsen kann, weil man Rückenlehnen nach vorn legen kann und auf dem Dach eine Box für mehr Raum sorgen könnte. Als Beschleuniger von menschlichen Zellen macht der RS 6 hingegen eine sehr gute Figur.

Die Designer haben den Stift behutsam angesetzt. Die Fra­ge, ob dieser Wagen seine Talente auch optisch der Welt zeigen soll, wurde mit einem klaren Nein beantwortet. Helden strahlen nicht, sie schimmern. Der RS 6 mag dank seiner breiten Radhäuser ein wenig aus dem Rah­men gefallen sein, aber die Figur blieb sich immer treu, und selbst im aktuellen Kostüm sieht man einen Avant der Baureihe A6. Das klei­ne „RS“ im Kühlergrill weist klar den Weg nach vorn. Jeder Kenner weiß, was ihm da im Rückspiegel nah kommt. Lieber rechts rüber und der Musik des V8 lauschen.

Wahl zwischen Sport+ und Komfort-Modus

Den Audi RS 6 gibt es nun auch mit Mildhybrid-System.

Hinter dem Lenkrad ist es bequem, davor die berühmte digitale Welt, die man besser nicht dar­stellen kann. Per Fingerzeig wer­den aus reinen Informationen Bilder, so scharf wie auf dem besten Fernseher. Dass dieser Audi Komfort und Dyna­mik so exzellent verbinden kann, war bei den ers­ten Zeichnungen schon fest verankert. Ob im Schritttempo oder bei schnellster Fahrt – man sitzt ungemein bequem. Dazu Licht in diversen Farben, mal warm, mal beruhigend, mal belebend. Irgend­wann auf der Fahrt überwindet man den Ein­druck, in einem Auto zu sitzen.

Wenn der knapp fünf Meter lan­ge Wagen per Drehschalter in den Sport+­-Modus versetzt und auf die Start­-Ziel-­Gerade gestellt wird, sind die Sinne des Wagens plötzlich fokussiert. Er rennt nach vorn, stürzt sich in Kurven jeder Kategorie, und bremst und lenkt derart präzise, man erkennt das Muster, das Geniale in ihm. Ein paar Runden nur, ein paar Momente. Dann wieder den Komfort­-Modus aktivieren, und die beste Renntechnik, die man in einen Straßen­-Audi eingebaut hat, verschwin­det.

Seit 2020 steht die aktuelle Version des RS 6 auf den Rädern, zu bekommen für 128.000 Euro. Nun mit Mildhybrid­-System. Das Thema Spreizung macht sich immer stärker bemerkbar. Dynamik plus Komfort plus Effizienz ist gleich Alltag auf höchstem Niveau. Genau das sollte der RS 6 im­mer sein. Ein Wagen, den man für die A-nach­-B­-Tour nimmt, der das hohe D der Dynamik beherrscht und der die Frage nach Effi­zienz so souverän beantwortet, wie man es in die­ser Klasse kaum erwarten würde.