Kunst an Bord: So schützen Yachtbesitzer ihre Kunstwerke

Viele Yachtbesitzer nehmen ihre Kunstwerke mit an Bord. Doch wer seine Sammlung auf rauer See dabei hat, muss für die richtige Luftfeuchtigkeit und Temperatur sorgen. Außerdem braucht es Versicherung, Zollpapiere und geschultes Personal. Zwei Kunstexpertinnen verraten die wichtigsten Voraussetzungen für das schwimmende Privatmuseum.
Wenn die Yacht zum Kunstwerk wird: Die „Guilty“ wurde von Jeff Koons designt.
Die Yacht Libra Y hat Werke von Matthew Barney, Nobuyoshi Araki und Nan Goldin an Bord.

Sonne, Gischt und ein Hauch von Salz in der feuchten Luft: Für Yachtbesitzer ist das ein ideales Ambiente – für exklusive Kunstwerke aber eher weniger. Manche Sammler wollen an Bord ihrer Yachten nicht mehr auf ihre Banksys und Basquiats verzichten – müssen sie auch nicht. Denn auf hoher See lassen sich Kunstwerke optimal schützen, teilweise sogar besser als an Land: „Die klimatischen Bedingungen, die sich im Inneren einer Superyacht schaffen lassen, sind optimal. Da sieht es in so manchem Museum unvorteilhafter aus“, sagt Pandora Mather-Lees, eine auf Kunst an Bord spezialisierte Beraterin. Das leistungsstarke Klimasystem einer Yacht kann die für Kunst idealen Bedingungen (Luftfeuchtigkeit bei 50 Prozent, Temperatur zwischen 18 und 22 Grad Celsius) problemlos und stabil halten. Viele Superyachten verfügen daneben über hochmoderne Sicherheitssysteme, die nicht nur die Passagiere, sondern auch deren Eigentum schützen.

Kunstwerke sollen nicht in Wassernähe platziert werden

Bei den Kunstwerken an Bord der Libra Y dominieren maritime Motive.

Doch natürlich braucht es besonderes Knowhow, um an Bord einer Yacht ein wirklich kunstgerechtes Umfeld zu schaffen. So sollten Kunstwerke weder in der Nähe von offenen Türen noch nah am Wasser platziert werden. Selbst in Räumen, die durch spezielles Glas vor ultravioletter Sonnenstrahlung geschützt sind, sollte ein Experte vor der Hängung die Lichtverhältnisse per Lux-Stunden-Messung analysieren – nur dann lassen sich Schäden durch natürliches oder künstliches Licht sicher vermeiden. 

Eine Versicherung, die die auf der Yacht installierten Werke abdeckt, ist unerlässlich. Um Komplikationen mit dem Zoll zu vermeiden, braucht es außerdem die richtigen Papiere (oder beglaubigte Kopien) an Bord. Die Kunstberaterin Megan Fox Kelly rät, alle Objekte so zu installieren, dass sie sich selbst bei rauer See nicht bewegen, bei einer eventuell nötigen Evakuierung aber schnell abgenommen werden können. 

Viele Sammler fertigen sich Kopien für ihre Yacht an

Am sichersten wäre es wohl doch, die wertvollen Originale daheim zu lassen: „Viele Sammler besitzen das Original und lassen sich für ihr Boot noch eine Kopie anfertigen“, sagt Megan Fox Kelly. Manche Maritim- und Kunst-Aficionados wollen sich aber partout nicht von ihren Originalen trennen. Gäste an Bord der A+, der 147-Meter- Yacht von Scheich Mansour bin Zayed Al Nahyan, spekulierten im Nachgang, dass die mehreren Hundert dort angebrachten Kunstwerke insgesamt wohl doppelt so viel wert seien wie das Schiff selbst. In Sachen Kunst nicht weniger spektakulär ist die Superyacht Guilty, die Dakis Joannou, einem griechisch-zyprischen Bauunternehmer und Sammler, gehört: Ex- wie Interieur wurden von Jeff Koons entworfen. 

Die Crew muss geschult sein

So schnell, wie die Eigner ihre Yachten nun mit begehrter Kunst ausstatten, eilen auch die Experten herbei, um der Besatzung wichtige Tipps für die Pflege der kostbaren Werke zu geben. „Solange das Personal nicht gut geschult ist, ist die Kunst an Bord einfach nicht sicher“, sagt Pandora Mather-Lees. Sie verweist auf Lucio Fontanas minimalistische Schnittbilder, die für sieben- oder achtstellige Beträge verkauft werden und bei Yachtbesitzern derzeit sehr beliebt sind. Durch die Schnitte in den Leinwänden entstehen Risse, die professionell behandelt werden müssen. „Wenn da versehentlich etwas draufgespritzt wird, darf man es auf keinen Fall nur abwischen“, sagt Mather-Lees. „Doch genau das würde ungeschultes Personal vielleicht versuchen.“ Sie empfiehlt den direkten Kontakt zu einem Kunstrestaurator. So würden Schäden an einem Fontana oder anderen empfindlichen Stücken garantiert fachgerecht behoben. Sammlern sollte deshalb vor allem eines klar sein: Wenn man mit einem Hockney oder Hirst auf große Fahrt geht, muss die Crew mehr können als navigieren, Motoren warten und Getränke mixen. „Man braucht ein Handbuch für den Umgang mit allen Werken an Bord, das dann in die Arbeitseinweisung aufgenommen werden muss“, sagt Mather-Lees. Zu übervorsichtig? Oh nein, ein kleiner Reminder an dieser Stelle: die weggeputzte Fettecke von Joseph Beuys. Das hätte niemand für möglich gehalten – bis sie weg war.