Amanjena: Zwischen Himmel und Erde

In Marrakesch zeigt Aman, was die Hotelgruppe am besten kann: Orte der Ruhe zu kreieren. Wieso eine Reise ins Amanjena gerade im Winter empfehlenswert ist. 
Text Anna Walter
Mit seinen symmetrischen Kreuzgängen erinnert das Amanjena an einen maurischen Palast.

Durch die Rückfenster des sandfarbenen Range Rovers ziehen die historischen Gebäude der Medina an einem vorbei. Zuerst entdeckt man die Palmen der Menara-Gärten, dann das Minarett der Koutoubia Moschee, schließlich fährt man an den hohen Mauern des Königspalasts entlang. Die Wintersonne steht tief und taucht Marrakeschs Landschaft in ein rötlich-goldenes Licht. Die Fahrt führt stadtauswärts, der chaotische Verkehr ist bald nur noch eine blasse Erinnerung. Nach zwanzig Minuten taucht hinter einer geschwungenen Allee aus Olivenbäumen unser Ziel auf: Das Amanjena.

Pavillons und Maisons mit privatem Pool

Die imposante Eingangshalle gibt den Blick auf das Herzstück des Resorts frei: Ein Wasserbecken, an dessen Oberfläche sich Dattelpalmen in der Abendsonne spiegeln. Beim Bau hat sich der amerikanische Architekt Ed Tuttle von der Alhambra inspirieren lassen und tatsächlich erinnert die weitläufige Anlage mehr an einen maurischen Palast als an ein Hotel. In den schattigen Kreuzgängen und Innenhöfen erlebt man wohltuende Symmetrie und hält immer wieder vor einem Torbogen inne, der die dahinterliegende Landschaft wie ein Schlüsselloch einrahmt. Amanjena bedeutet „friedliches Paradies“ und man hätte wohl keinen treffenderen Namen für diesen Ort auswählen können. Die Welt scheint hier still zu stehen und von der Hektik des Alltags bekommt man angenehm wenig mit.

Aman war die erste Hotelgruppe, die vor mehr als 20 Jahren ein Luxusresort in Marrakesch eröffnete. Die 40 Pavillons und Maisons sind so klug auf dem Gelände verteilt, dass man anderen Gästen kaum begegnet. Ein privater Innenhof mit Sitzgelegenheiten, Liegestühlen und eigenem Pool bietet Gästen ausreichend Rückzugsmöglichkeiten (und kostet 1.200 Euro pro Nacht). Noch mehr Platz finden Familien und Freundesgruppen in den doppelstöckigen Maisons mit privatem Butler (für 2.300 Euro die Nacht). Die Inneneinrichtung verbindet marokkanische Einflüsse mit Aman-typischer Zurückhaltung. Rosafarbene Steinwände treffen auf traditionelle Zellige-Fliesen, vor dem Bett liegen helle Berberteppiche aus. Hinter den Schiebetüren verbirgt sich ein Badezimmer mit grünen Marmorarmaturen.

Winter eignet sich für Sport und Wellness

Im marokkanischen Restaurant speist man bei Kerzenschein und traditioneller Live-Musik.

Während der Wintermonate hat Marrakesch einen besonderen Charme: Wer unter der gewölbten Decke seines Pavillons aufwacht, kann vom Bett aus beobachten, wie die Sonne über das schneebedeckte Atlasgebirge wandert. Aus dem beheizten Pool steigt warmer Dampf auf. Es ist kalt draußen, aber die Luft ist so klar wie sonst nur in den Bergen. Sitzt man morgens noch mit einem Kaschmirpullover beim Frühstück, kann man zur Mittagszeit bereits im Badeanzug am Pool liegen. Für sportliche Aktivitäten sind die Temperaturen ideal: Auf dem hoteleigenen Tennisplatz können Gäste Privatstunden mit ATP-Profis nehmen und direkt nebenan ihren Abschlag auf dem 27-Loch-Platz des Amelkis Golf Clubs verbessern.

Im Spa lässt es sich bei traditionellen Ritualen herrlich entspannen. Jedes Signature Treatment beginnt mit einer Rauchzeremonie und einem Fußbad. Anschließend kommen bei Massagen und Kosmetikbehandlungen die natürlichen Schätze des Landes zum Einsatz: Arganöl, Kaktusfeigen und Lavaerde. Im Hammam wird man mit einer schwarzer Olivenpaste eingeseift und danach mit einem Kessa-Handschuh abgeschrubbt, so wie es in Marokko üblich ist. Die schweren Holztüren des Spas verlässt man schwebenden Schrittes und mit samtig weicher Haut.

Marokkanisches und japanisches Restaurant

Abends können Gäste zwischen zwei gastronomischen Konzepten wählen: Das marokkanische Restaurant lädt dazu ein, in die kulinarische Welt des Landes einzutauchen. Hohe Decken, honigfarbene Marmorsäulen und zarte Wandornamente schaffen eine stilvolle Atmosphäre, die auf puristische Weise die Umgebung widerspiegelt. Nichts ist zu viel, kein Detail stört. Bei sanftem Kerzenschein und gedämpfter Live-Musik werden lokale Spezialitäten serviert. Unbedingt probieren sollte man die Tajine mit karamellisierten Zwiebeln, Aprikosen und geschmortem Rindfleisch, das beim Kauen auf der Zunge zerfällt. 

Das „Nama“ wiederum hat sich auf japanische Küche spezialisiert. Hier wird frischer Fisch aus Essaouira kunstvoll zu Sushi und Sashimi verarbeitet, die Mitte des Raumes bildet ein traditionell japanischer Robata-Grill. Zu mariniertem Aal, Teriyaki-Lachs und Miso-Aubergine wird Sake gereicht. Einen Schlummertrunk bekommt man anschließend in der abgedunkelten Hotelbar im Hauptgebäude. Satt und glücklich kehrt man in seinen Pavillon zurück. Dort hat in der Zwischenzeit ein guter Geist das Feuer im Kamin entfacht.