Wie ein König in Kambodscha
Wenn diese Wände sprechen könnten, hätten sie sicherlich einiges zu erzählen. Schließlich haben sie bereits Persönlichkeiten wie Charles de Gaulle und Jacqueline Kennedy kommen und gehen sehen. König Norodom Sihanouk ließ die „Villa Princière“ in den 1960er Jahren erbauen, um Aristokraten, Diplomaten und andere Ehrengäste in Siem Reap zu empfangen. Der schillernde Monarch führte Kambodscha in die Unabhängigkeit und wurde schnell zum Symbol für Aufbruch und Hoffnung. Junge Kambodschaner, die in Europa Architektur oder bildende Kunst studiert hatten, kehrten mit neuen Ideen in ihre Heimat zurück und läuteten das „goldene Zeitalter“ des Landes ein.



Ein Rückzugsort im Herzen von Siem Reap
Vor diesem Hintergrund scheint es nur passend, dass man bei der Ankunft am Flughafen durch den Diplomatengang gelotst wird, während jemand einem den Pass abnimmt und sich wie selbstverständlich um das Visum kümmert. Schreitet man anschließend durch das schwarze Tor des Anwesens, glaubt man sich eher in Kalifornien als in Südostasien. Überraschend modern präsentiert sich die königliche Residenz in Mid-Century-Architektur. Der minimalistische Flachbau ist von imposanten Banyanbäumen umgeben, die in der tropischen Hitze Schatten spenden. Herzstück der Anlage ist das runde Restaurant, das dem König einst als Kinosaal diente. Lange nachdem dort der letzte Film an die Wand projiziert wurde, ließ der Hotelier Adrian Zecha das Gebäude restaurieren und eröffnete es 2002 als Teil seiner Aman Resorts.
Seither finden Reisende hier einen eleganten Zufluchtsort, der eng mit der kambodschanischen Geschichte verwoben ist. Mit nur 24 Suiten fühlt sich das Amansara heute immer noch wie eine exklusive Gästeresidenz an. Man residiert in großzügigen Suiten, die sich zu einem privaten Innenhof hin öffnen (13 von ihnen haben einen eigenen Pool). Cremefarbene Wände, polierte Marmorböden und schwarze Holzoberflächen schaffen eine stilvolle Atmosphäre, die sich in Zurückhaltung übt. Von den Geräuschen der Stadt ist man vollkommen abgeschirmt, während das reduzierte Design optisch für Ruhe sorgt.



Angkor Wat fernab von den Massen erleben
Noch tiefer in die Geschichte eintauchen kann man bei maßgeschneiderten Erlebnissen, die Aman für jeden Gast zusammenstellt. Die wohl außergewöhnlichste Erfahrung ist eine private Führung durch Angkor Wat, zu der man im frühen Morgengrauen aufbricht. Die größte Tempelanlage der Welt liegt nur wenige Minuten vom Amansara entfernt und ist mit so genannten Remorks, kambodschanischen Tuk-Tuks, zu erreichen, die von Mitarbeitern in traditionellen Uniformen gefahren werden. Statt am Haupteingang zu halten, bringen sie einen zur Rückseite der Anlage, die nur wenige Touristen kennen. Während die Sonne langsam aufgeht, hat man so das Gefühl, das UNESCO-Weltkulturerbe ganz für sich alleine zu haben.
Im Inneren des Tempelkomplexes kann man die jahrhundertealten Flachreliefs bestaunen, die rund 600 Meter der Sandsteinmauern bedecken. Viele von ihnen bilden die Apsara ab, jene Tänzerinnen aus der Khmer-Mythologie, die dem Hotel seinen Namen gaben. Nach dem Tempelausflug geht es an dschungelbewachsenen Ruinen und Wasserreservoirs vorbei nach Srah Srang, wo Aman ein traditionelles Stelzenhaus umgestaltet hat. Gäste können dort bei einem Khmer-Frühstück lokale Spezialitäten wie Nom Banh Chok, ein grünes Kokosnuss-Curry mit Reisnudeln, probieren oder bei einem Kochkurs mehr über die Dorfkultur erfahren.



Im Spa gibt es Sound-Healing und Yoga
Zurück im Hotel werden müde Füße bei einer „Temple Walk“-Behandlung mit einem Salzpeeling und einer kühlenden Lotion erfrischt und belebt. Das abgedunkelte Spa des Resorts ist der perfekte Ort, um nach einem langen Tag zur Ruhe zu kommen. Neben Treatments, die klassische Massagen und Khmer-Heilkünste vereinen, kann man etwa bei einer Sound-Healing- oder Yoga-Session Entspannung finden. Am Tag der Abreise schweift der Blick ein letztes Mal über die ungewöhnliche Architektur der Residenz. Als hätte König Sihanouk das Gelände gerade erst verlassen, parkt in der Einfahrt eine alte Mercedes-Limousine, die ihm einst als Staatskarosse diente.