Die geheimen Codes des Maßanzugs

Was unterscheidet Made to Measure von Bespoke und wie erkennt man gute Qualität beim Maßanzug? Ein Savile-Row-Experte klärt auf.
Text Anna Walter
Die Heimat der Maßschneiderei: Die Savile Row in London.

Die Savile Row gilt als Geburtsort der britischen Schneiderkunst. Bereits 1740 siedelten sich die ersten Herrenschneider in der Londoner Einkaufsstraße an. Seither fertigt man hier die Anzüge für Militär, Aristokraten und Politiker. Auf Straßenniveau reihen sich edle Eingangstüren aneinander, durch die Fenster im Untergeschoss kann man den Schneidern bei der Arbeit zusehen. Obwohl der Anzug während der Pandemie totgesagt wurde, ist genau das Gegenteil eingetroffen: Die Nachfrage nach Maßanfertigungen ist gestiegen. Worauf es beim Maßanzug ankommt, verrät ein Experte von Hackett London.

Der Unterschied zwischen Made to Measure und Maßanzug

Hackett London unterscheidet zwischen Personal Tailoring, Made to Measure und Bespoke.

Grundsätzlich wird bei Hackett London zwischen drei verschiedenen Angeboten unterschieden: Personal Tailoring, Made to Measure und Bespoke. Beim Personal Tailoring wählt der Kunde aus bestehenden Mustern, Materialien und Designs der Ready-to-wear-Kollektion aus. Änderungen sind zwar möglich, beschränken sich jedoch auf bestimmte Details wie das Innenfutter oder die Knöpfe. Im Rahmen des Made to Measure-Services werden die Maße des Kunden genommen und an eine italienische Manufaktur geschickt. Der Anzug wird dort auf Grundlage eines vorhandenen Schnittmusters hergestellt und kann individuell an die Körperform angepasst werden. Bis er richtig sitzt, werden ein bis zwei Anproben durchgeführt. Wer die Breite des Revers anpassen oder eine Innentasche für sein Smartphone einnähen lassen möchte, bekommt diese Wünsche bei einem Made to Measure-Anzug erfüllt.


Bei einem Maßanzug handelt es sich dagegen um ein Unikat, das eigens für den Träger entworfen, zugeschnitten und genäht wird. Der Prozess umfasst drei Phasen und beginnt im Gegensatz zum Made to Measure-Service nicht mit einem vorhandenen Schnittmuster, sondern mit einem personalisierten Schnittmuster, das auf die Maße des Kunden zugeschnitten wird. Vom Prototypen bis zum fertigen Anzug finden beim Bespoke-Service drei Anproben statt, bei der jeweils detaillierte Änderungen vorgenommen werden. Bei der Wahl von Material, Muster und Design hat der Kunde freie Hand – selbst kleine Details können individualisiert werden. Durchschnittlich benötigt eine Maßanfertigung von Hackett London zwölf Wochen und entsteht in Handarbeit in der Savile Row.

Drei Tipps, um gute Qualität zu erkennen

  1. Wollfasern bestehen hauptsächlich aus Proteinen und sollten sich beim Anfassen nicht zu trocken oder spröde anfühlen. Spürt man die Ölbasis des Materials zwischen den Fingern, handelt es sich um hochwertige Schurwolle.
  2. Ein Blick auf die Knopflöcher, die Innentaschen und das Futter gibt Aufschluss über die Verarbeitung der Nähte. Diese sollten bei einem hochwertigen Maßanzug sauber vernäht sein und keine abstehenden Fadenzieher haben.
  3. Zieht man Bruststoff und Futter leicht auseinander, sollte man drei verschiedene Schichten spüren, die geräuschlos auseinander gleiten: Den Außenstoff, das Gewebe und das Futter. Minderwertige Anzüge bestehen nur aus zwei Schichten, die zusammengeklebt werden und deshalb beim Auseinanderziehen rascheln. 

Dieser Beitrag wurde in Zusammenarbeit und mit freundlicher Unterstützung von Hackett London erstellt. Dabei wurden die Standards der journalistischen Unabhängigkeit gewahrt.