Fendi x Kengo Kuma: Luxussneaker aus Papier

Für die Frühjahrskollektion von Fendi hat der Stararchitekt Kengo Kuma ikonische Taschen und Sneaker neu interpretiert. Wieso diese aus Papier, Bambus und Baumrinde gefertigt wurden, verrät der Japaner im Gespräch.
Text Detlef Dreßlein
Kengo Kuma wurde 1954 in Yokohama geboren. Sein bekanntester Bau: Das Olympiastadion in Tokio für die Spiele von 2020.

Die aktuelle Frühjahrs- und Sommerkollektion des italienischen Modeunternehmens Fendi enthält ein paar besondere Stücke. Die Ikonen Peekaboo Bag, Baguette Soft Trunk und Flow Sneakers interpretierte der japanische Stararchitekt Kengo Kuma neu – mit nachwachsenden Materialien und traditionellen Handwerkstechniken aus seiner Heimat. Wie der 69-Jährige sich nachhaltige Mode vorstellt, kann man an den beiden Sneaker-Modellen sehen.

Für Fendi hat Kengo Kuma Sneakers aus nachhaltigen Materialien entworfen.

Herr Kuma, wie passen japanisches Design und italienische Mode zusammen?

In beiden Bereichen wird stets nach neuen Möglichkeiten gesucht, traditionelles Handwerk neu einzusetzen. Beide wollen wertvolle Dinge herstellen, wertig von außen betrachtet, wertig bis in den nicht sichtbaren innersten Kern.

Wie lautet Ihr architektonischer Ansatz?

Die Leichtigkeit ist mein wichtiges Element. Dafür nutze ich das Prinzip der traditionellen japanischen Trennwände. Obwohl sie dünn und leicht sind, trennen sie Räume geschickt und weichen sie auf, indem sie viel natürliches Licht durchlassen. Meine Arbeiten integrieren Transparenz und Mobilität in Strukturen und überwinden so deren physische Schwere. Die Natur und das Handwerk standen schon immer im Mittelpunkt meiner Arbeit. Als Fendi mich bat, über ihre Taschen und Schuhe nachzudenken, stellte ich sie mir wie kleine Architekturprojekte im menschlichen Maßstab vor.

Die Oberfläche der einen Sneaker-Variation ist aus Waranshi-Papier, das aus Baumwolle und Fasern von Baumrinde besteht. Er kostet 1400 Euro.

Wie wichtig ist handwerkliches Können in beiden Bereichen?

Wie in der Architektur geht es beim Handwerk um Langlebigkeit, das heißt, man sollte nicht nur ein strukturell robustes Produkt herstellen, das auch sehr langlebig ist. Sondern es geht auch um Wissen, das über Generationen hinweg geschätzt und weitergegeben wird.

Was war das schwierigste Problem, das Sie lösen mussten, als Sie die Fendi-Produkte neu interpretierten?

Wie ich die Materialien einsetze. Fendi ist einerseits für Designs bekannt, andererseits blicken sie aber auch auf Nachhaltigkeit. Das kommt mir entgegen, denn auch ich verwende natürliche Materialien, die nahe dem Ort wachsen, wo dann auch produziert wird. Das ist wirtschaftlich und nachhaltig. Beim Sneaker Flow habe ich mich selbst herausgefordert und das japanische Waranshi-Papier verarbeitet, das üblicherweise für Origami und Laternen genutzt wird. Die Sohle ist aus dem 3-D-Drucker und aus ungefärbtem, biobasiertem Kunststoff, die Innensohle aus Kork. Und beim Obermaterial nutze ich recycelten Baumwollstoff und eben Waranshi.

Architektur und Mode haben ja viel gemeinsam, beides umgibt die Menschen sehr eng, und in beidem müssen sie sich sehr wohlfühlen ...

Ja, für mich dient Architektur als Vermittler zwischen einer sich ständig ändernden Außenwelt und unserem fragilen Alltagsleben. Unser Leben ist völlig unvorhersehbar, in meiner Arbeit versuche ich, die Harmonie mit der Natur zu vertiefen und Flexibilität und Nachhaltigkeit zu betonen. Und Mode sollte die gleiche Kraft entwickeln: den Menschen ein Gefühl der Sicherheit zu geben.

Wird es in Zukunft weitere Projekte dieser Art geben?

Es ist derzeit nichts in Planung. Aber: Sag niemals nie!