Daniel Arsham: „Kunstwerke sind für die Ewigkeit gemacht, Kleidung nicht"

Zeit ist das Leitmotiv des amerikanischen Künstlers. Im Interview spricht der neue Markenbotschafter von Hublot darüber, wie die Farbenblindheit seine Arbeit beeinflusst und welche Relevanz Social Media für ihn hat.
Text Anna Walter
Für Hublot hat der Künstler eine Sonnenuhr aus Schnee und Eis entworfen.

Wie sind Sie Künstler geworden?

Als Kind habe ich mich sehr für Fotografie interessiert. Mein Großvater war Amateurfotograf - er war einer dieser Typen, die immer eine Kamera um den Hals trugen. Eines Tages schenkte er mir eine Kamera. Ich habe viel fotografiert und später Kunst und Architektur studiert.

Wie hat die Farbenblindheit Ihre Arbeit beeinflusst? 

Meine Arbeit ist nicht unbedingt von meiner Farbenblindheit abhängig oder damit verbunden. Ich wähle Materialien nach anderen Eigenschaften aus. Wenn ich Materialien wie Vulkanasche, Kristall und Obsidian verwende, haben meine Arbeiten zwangsläufig die Farbe des Materials und das Material bewegt sich zufällig in einem Spektrum zwischen Schwarz und Weiß.

Zeit ist ein wiederkehrendes Thema Ihrer Arbeit. Was fasziniert Sie daran?

Ich war schon immer von Zeitreisen und Science-Fiction-Büchern besessen. Ich dachte darüber nach, wie wir auf die Geschichte zurückblicken können: in erster Linie durch Objekte. Meine Idee war es, Objekte aus unserer Gegenwart zu nehmen, ein Telefon, eine Kamera, und diese in die Zukunft zu projizieren, als ob wir in der Lage wären, unserer eigenen Zeit zu entkommen.

Wenn Sie in der Zeit zurückreisen könnten, in welche Epoche würden Sie reisen?

In vergangene Epochen zurückzublicken, ist recht einfach. Heute können wir die Ästhetik jedes Jahrzehnts zurückverfolgen. Schwieriger ist es, in die entgegengesetzte Richtung zu gehen und nach vorne zu blicken. Deshalb würde ich in die Zukunft reisen.


Für Ihre Skulpturen verwenden Sie geologische Materialien. Jetzt haben Sie eine Sonnenuhr aus Schnee und Eis kreiert. Wieso?

Ich hatte die Idee, für Hublot eine Sonnenuhr aus vergänglichen Materialien zu entwerfen. Dieses Ding zeigt nicht nur die Zeit an und hält sie fest, sondern wird auch verschwinden und von ihr ausgelöscht werden.

Letztes Jahr haben Sie eine Modemarke, Objects IV Life, gegründet. Was hat Sie dazu bewogen?

Es geht dabei um Arbeitskleidung, also Dinge, die ich im Studio tragen würde, und Dinge, die die Idee des Verfalls von Kleidungsstücken aufgreifen. Das Metall, die Knöpfe und alles andere ist unbehandelt und unbeschichtet, so dass es rostet und sich mit der Zeit verändert. 

Inwiefern unterscheidet sich das Entwerfen von Kleidung vom Schaffen von Kunst?

Kunstwerke sind für die Ewigkeit gemacht, Kleidung ist nicht darauf ausgelegt zu altern.

Sie haben eine Million Follower auf Instagram und posten regelmäßig auf Twitter. Muss man sich als Künstler heutzutage mit Social Media auskennen, um erfolgreich zu sein?

Für Künstler ist es toll, plötzlich ein Publikum außerhalb des normalen Systems von Galerien und Museen erreichen zu können. Social Media erreicht auch Menschen, die an Orten leben, wo es keine Galerien gibt, oder Menschen, die nicht in einem Umfeld aufgewachsen sind, in dem Kunst Teil des Alltags ist. Deshalb arbeite ich mit Pokemon, Nike und all diesen Marken zusammen, die Menschen Kunst nahe bringen, wo sie sie nicht erwarten. Ich bin nicht daran interessiert, nur Kunst für Leute zu machen, die sowieso in der Kunstwelt Zuhause sind.