Rolex bringt Mentoren und Meisterschüler zusammen

Es gibt Organisationen, die Mentorship-Programme in die Firmenkultur integriert haben. Und es gibt die Mentor und Meisterschüler Initiative von Rolex. Was das Besondere daran ist, verrät Filmemacherin Agustina San Martín.
Text Detlef Dreßlein

Im Jahr 2002 startete Rolex die Mentor und Meisterschüler Initiative. Jeweils über einen Zeitraum von zwei Jahren geben dabei Regisseure, Schriftsteller, Musiker von Weltrang ihre Erfahrungen und ihr Wissen an junge Künstler weiter. Die Liste der bisherigen Mentoren ist eindrucksvoll: Margaret Atwood, Sir David Chipperfield, Sir Colin Davis, Olafur Eliasson, Brian Eno, Hans Magnus Enzensberger, Sir Stephen Frears, Spike Lee, Toni Morrison, Martin Scorsese oder Mario Vargas Llosa. Um nur einige zu nennen. Für den Zeitraum von 2020 bis 2022 bildeten in der offenen Kategorie Lin-Manuel Miranda, 43, und die argentinische Filmemacherin Agustina San Martín, 32, ein Tandem. Der in New York geborene Mentor Miranda machte sich einen Namen als Texter und Komponist des am Broadway gefeierten Musicals Hamilton und arbeitete während des Mentorings an seinem ersten Spielfilm Tick, Tick ... Boom!, der für zwei Oscars nominiert wurde. Die Meisterschülerin berichtet von ihren Erfahrungen mit dem Mentor.

Der Filmemacher Lin-Manuel Miranda übernahm zwei Jahre lang die Rolle des Mentors.

Agustina San Martín, wie wurden Sie auf das Rolex-Mentoring- Programm aufmerksam?

Zum ersten Mal habe ich davon im Jahr 2008 gehört, als Martin Scorsese der Mentor der argentinischen Regisseurin Celina Murga wurde. Aber ich hatte keine Ahnung, wie man selbst mitmachen könnte. Eines Tages kam eine Mail mit einer Einladung von Rolex, die ich zuerst für einen Fake hielt. Dann aber habe ich mich natürlich sofort beworben.

Was bedeutet es für Sie, dass Sie ausgewählt wurden?

Vor allem viel Unterstützung und Ermutigung. Und es entstand in mir diese Energie, die du spürst, wenn sich deine Träume beginnen zu verwirklichen.

Wie war die Arbeit mit Lin-Manuel Miranda?

Ach, er ist ganz furchtbar! Nein, nur Spaß. Er ist großartig, lustig, beeindruckend und gewitzt. Vor allem denkt er sehr unkonventionell. Es ist immer eine Freude, mit Menschen zu sprechen, die das tun. Als das Mentoring anfing, begann leider auch die Pandemie. Also trafen wir uns zunächst nur virtuell. Aber auch über den Bildschirm teilte er seine Arbeitsabläufe mit mir, und ich saugte alles ehrfürchtig auf. Später durfte ich ihn dann am Set seines Films besuchen.

Wenn man sich Ihre bisherigen Arbeiten ansieht, passen Sie eigentlich gar nicht so recht zusammen ...

Oberflächlich betrachtet war es tatsächlich kein perfektes Match. Aber wen interessieren schon oberflächliche Betrachtungen? Als wir uns zum ersten Mal trafen, verstanden wir uns sofort, die geistige Chemie stimmte. Mir war immer klar, dass das, was ich bislang machte, mich nicht endgültig definiert, dass da mehr in mir steckt. Er hat das sofort erkannt, sah die Künstlerin in mir, die Entdeckerin, die Dichterin und die Verrückte. Ich kann vielleicht kein Broadway-Musical wie Hamilton inszenieren, aber ich würde durch Ozeane schwimmen, um etwas Besonderes zu erschaffen. Und in dieser Kompromisslosigkeit sind wir uns sehr ähnlich. Was ist also beim Mentoring ein perfektes Match? Ist nicht gerade Unterschiedlichkeit das Wichtigste?

Lin-Manuel Miranda ist Schauspieler, Regisseur und auch Songwriter. Konnten Sie von dieser Vielseitigkeit profitieren?

Absolut. Ich mag Menschen mit unterschiedlichen Interessen, denn sie können aus so vielen verschiedenen Winkeln auf Dinge blicken. Ich hatte bis dato einige Independent-Filme in Argentinien gedreht und befand mich nun plötzlich inmitten von Musical-Menschen in New York. Ich musste also lernen, und ich musste schnell lernen. Dabei entdeckte ich meine eigene Vielseitigkeit wieder: Als Jugendliche habe ich Schultheater gespielt, in Musicals gesungen und Saxofon gespielt. Wenn wir von Vielfalt umgeben sind, kommt unsere eigene Vielfalt wieder nach oben.

Was haben Sie noch von Ihrem Mentor gelernt?

Durch ihn begriff ich, wie schön es ist, etwas für ein größeres Publikum zu machen. Und wie großartig es sich anfühlt, wenn man viele Menschen zum Lachen oder zum Weinen bringen kann. Die Gespräche mit Lin-Manuel fühlten sich oft sehr philosophisch an.

Hat er auch etwas von Ihnen gelernt?

Dass ich bezaubernd bin. Zählt das?

Lin-Manuel Miranda arbeitete während des Mentorings gerade an seinem ersten Film, Sie haben dagegen schon einige gedreht. Eigentlich hätte er also von Ihnen etwas Handfestes lernen können.

Das sagte er auch manchmal. Was ich ihm vermitteln konnte: Einen Film zu machen kann sehr anstrengend sein, weil du überall sein und alles machen willst. Ich sagte ihm, wie wichtig es ist zu delegieren, andere ihren Job machen zu lassen und sich selbst auf die Regie zu konzentrieren.

Haben Sie sich auch mal gestritten?

Nein, nie. Ich streite ungern. Ich mag es aber, über unterschiedliche Ansichten zu diskutieren – und das taten wir oft. Immer jedoch mit einem positiven und neugierigen Ansatz.

Welche drei Ratschläge haben Sie für zukünftige Mentees?

Also erstens: Seid ihr selbst und nicht das, was ihr denkt, das der Mentor will. Zweitens: Euer Mentor ist für euch da. Aber verschließt euch nicht. Auch er will lernen. Und drittens: Stellt dumme Fragen!