Das sind die Lieblingsuhren der CEOs

So vielfältig die Frühjahrskollektionen der Uhrenmarken auch aussehen – meist liegt dem Chef ein Modell besonders am Herzen: weil ein Jubiläum die Geschichte unterstreicht, eine Innovation die technische Kompetenz beweist – oder es eine ganz persönliche Verbindung gibt. 
Text Jan Lehmhaus
1

Glashütte Original

Bei der PanoInverse von Glashütte Original werden wesentliche Teile von der Unter- auf die Zifferblattseite des Werks verlagert. So ist gleich neben der Uhrzeit auch die Bewegung der Hemmungsgruppe zu sehen. Die typische Dreiviertelplatine lässt sich dazu ganz traditionell verzieren, mit Streifenschliff oder floralen Motiven. Eine neue, auf nur 50 Exemplare limitierte Version geht einen ganz anderen Weg. Auf Vorder- und Rückseite ist ein Muster aus Hochhäusern graviert, dicht bei dicht, auf die der Betrachter blickt wie aus der Vogelperspektive. Die PanoInverse ist damit erkennbar ein Stück Feinuhrmacherei aus dem idyllischen Glashütte – und zugleich ein Bekenntnis zum Leben in den großen Metropolen.

Handaufzugswerk, Platin, 42 Millimeter, 51.700 Euro

2

Blancpain

Als Blancpain 1953 seine Fifty Fathoms präsentierte, wurde das Gerätetauchen gerade populär. Die Manufaktur hatte ihren robusten Zeitmesser aber nicht für Sportler, sondern im Auftrag des französischen Militärs entwickelt, was ihm von vornherein den Nimbus der Toolwatch für harte Kerle gab. Wie wichtig er für die Marke geworden ist, zeigt sich auch darin, dass Blancpain-Präsident Marc Hayek, selbst ambitionierter Taucher, das Jubiläumsstück zum 70. Geburtstag mitentwickelt hat: Die Fifty Fathoms Tech Gombessa verbindet optisch Merkmale der Urmodelle mit modernem Design und bietet eine technische Innovation. Mit einem Extrazeiger misst sie Tauchzeiten von bis zu drei Stunden Dauer – für die, die es wirklich ernst meinen.

Automatik, Titan, 47 Millimeter, 28.450 Euro

3

TAG Heuer

Zur Carrera fällt den einen der Porsche ein, den anderen der Sportuhrklassiker von TAG Heuer. Das ist aber kein Marketingproblem mehr, seit die beiden Häuser kooperieren. Der Uhrenhersteller ist das deutlich ältere Unternehmen, hat schon Chronographen für die (Pferde-)Sportzeitmessung gebaut, lange bevor Automobile erfunden wurden. Jack Heuer, Urenkel des Gründers, entdeckte den Autorennsport als Thema und benannte 1963 einen neuen Chronographen nach der mexikanischen Carrera Panamericana. Die Carrera-Uhr wurde mit ihrer klaren, aufgeräumten Optik zum Klassiker. Im Jubiläumsjahr gibt es eine neue Version, die sich an den Designcode des Vorgängers hält. Nicht zuletzt durch eine mäßige Größe, mit der sie elegant an den Arm von Fahrern wie Fahrerinnen passt.

Automatik, Edelstahl, 39 Millimeter, 6.500 Euro

4

Rolex

Bei Rolex gibt es in diesem Jahr neben dem 70. Geburtstag von Explorer und Submariner noch einen weiteren Jubilar zu feiern: Die Cosmograph Daytona wird 60 Jahre alt. Aus diesem Anlass bekam die Linie ein umfassendes Retouch, dessen Details, ganz typisch für die Marke, nur echten Kennern sofort auffallen. Die grafischen Elemente des Zifferblatts wurden in ihrer Größe fein ausbalanciert, der Kontrast von Hilfszifferblättern und ihrem Hintergrund behutsam verstärkt. Das Gehäuse zeigt jetzt fließende Lichtlinien an seinen Flanken. Die Platin-Version der Daytona trägt einen Sichtboden aus Saphirglas, durch den sich das neue, energetisch optimierte Kaliber 4131 beobachten lässt.

Automatik, Platin mit eisblauem Blatt, 40 Millimeter, 76.400 Euro

5

IWC

Die hat gerade noch gefehlt: Andere Marken feiern seit Jahren Erfolge mit Uhren, die in den 1970er- und 80er- Jahren Gérald Genta für sie entworfen hat – Nautilus und Pasha, Royal Oak und 222. Klar, dass Enthusiasten schon lange auf eine neue Version von IWCs Genta-Ingenieur von 1976 hoffen. Die Jumbo war damals kein Erfolg, galt als zu groß und zu teuer. Inzwischen sind historische Stücke längst ein Sammlertraum. Klar aber auch, dass sich IWC mit der sorgfältigen Überarbeitung Zeit gelassen hat. CEO Christoph Grainger-Herr betont, wie wichtig das Modell für Vergangenheit und Zukunft des Unternehmens sei, das doch vor allem seinen Ingenieursgeist betont. Die neue Ingenieur Automatic 40 macht gestalterisch keine Kompromisse, betont eher das markant moderne Design der 70er.

Automatik, Edelstahl und -band, 40 Millimeter, 12.900 Euro

6

Cartier

Voll auf seine Tank-Familie setzt zurzeit Cartier. Schließlich steht wohl keine andere Modellreihe so klar für das Traditionshaus, das sich schon für die Gestaltung von Armbanduhren interessierte, als die noch als reine Modeerscheinung galten. Heute ist der Santos kaum noch anzusehen, dass sie als Fliegeruhr konzipiert wurde. Und in der Tank erkennt man die Silhouette früher US-amerikanischer Panzer nur, wenn man um dieses Vorbild weiß. Vor allem die Tank Américaine ist kein bisschen martialisch, sondern ganz Art déco, ein Stück reiner Eleganz. Jetzt hat Cartier sie überarbeitet, die Bandanstöße integriert und dafür gesorgt, dass sich das Gehäuse noch charmanter wölbt.

Automatik, Roségold, 18.000 Euro

7

Patek Philippe

Mit dem Travel-Time-Mechanismus hat Patek Philippe offenbar den Nerv seiner viel und fern reisenden Klientel getroffen: Die damit ausgerüsteten feinen Uhren zeigen nicht nur Heimat- und Ortszeit, sondern auch, wo gerade Tag oder Nacht herrscht. Letzteres ist bei der neuen Calatrava 5224R-001 allerdings gar nicht nötig; sie gehört zu den seltenen Zeitmessern mit 24-Stunden-Anzeige. Und die ist auch noch ungewöhnlich angeordnet, mit der 12 oben, der 24 unten auf dem kräftig blauen Zifferblatt. Ihre Energie bezieht die Uhr von einem ins Werk integrierten Mikrorotor. Das hält das Werk und das Goldgehäuse schön flach.

Automatik, Roségold, 42 Millimeter, 56.410 Euro

8

A. Lange & Söhne

Wilhelm Schmid, CEO von A. Lange & Söhne, möchte künftig noch mehr komplizierte Uhren bauen. Da ist eine Stoppfunktion die nahe liegende Ausbaustufe des sportlichen Erfolgsmodells Odysseus Chronograph. Technisch aber mussten die Entwickler dafür quasi ganz von vorn beginnen. Zu konstruieren war das erste automatische Chronographenkaliber des Hauses überhaupt, wegen der besonderen Indikationen anders als alles Vergleichbare. Herausgekommen ist aber auch ein Chronograph, wie es noch keinen gab. Gestoppte Sekunden und Minuten werden zentral angezeigt, die Drücker dienen auch zur Schnellverstellung von Datum und Wochentag.

Automatik, Edelstahl, 42,5 Millimeter, Preis steht noch nicht fest

9

Panerai

Detaillierte Datumsangaben sind unter Wasser natürlich nicht von großer Bedeutung. Aber Panerai ist ja auch längst kein Kampftaucher-Ausrüster mehr, nutzt die nostalgischen Gehäuse auch als Träger avancierter, zuweilen avantgardistischer Uhrmacherei. Die Radiomir Platinumtech Experience birgt mit ihrem Jahreskalender eine ganz klassische Komplikation, zeigt Datum, Wochentag und – auf einer umlaufenden Scheibe – den Monat an, auf Italienisch natürlich. Der Markengeschichte verpflichtet bleiben auch das Sandwichblatt – und die Wasserdichtigkeit bis 10 bar.

Automatik, Platin, 45 Millimeter, 90.000 Euro

10

Hublot

Ungewöhnliche Werkstoff-Kombinationen gehören bei Hublot seit jeher zum Wesenskern. Als vergleichsweise junge Marke müsse man eben anders sein, erklärt CEO Ricardo Guadalupe, und das leiste Hublot auch übers Material. Neben bunter Hightech-Keramik und Saphirgehäusen ist eines der aktuellen Talking Pieces die Big Bang Integrated Tourbillon Carbon. Hier gibt ein Saphirzifferblatt freie Sicht auf die skelettierte Mikromechanik. Gehäuse und Band tragen eine fein strukturierte Deckschicht aus Carbonfaser und Texalium.

Automatik, Carbon, 43 Millimeter, 132.000 Euro

11

Audemars Piguet

Audemars Piguet ist in jeder Hinsicht experimentierwillig, hat als eine der ersten Marken die großen Messen und den Juweliereinzelhandel verlassen, den Vertrieb in die eigenen Hände genommen. Bei den Uhren verlässt man sich nicht allein auf die Designklassiker der Kollektion und die uhrmacherische Tradition im Haus, sondern entwickelt neue Konzepte und neue Materialität. AP führte die rau schimmernden Frosted-Oberflächen ein und betreibt die Rückkehr des zitrisch hellen Gelbgolds. Zum 30. Jubiläum der Offshore-Kollektion versammelt die Royal Oak Offshore Flying Tourbillon Chronograph Automatic feinste Mechanik mit gleich zwei Komplikationen in einem Hightech-Gehäuse aus Keramik und Titan. Ausgeliefert wird die Uhr mit einem zweiten, schwarzen Band. Für alle, denen das grüne zu experimentell ist.

Automatik, 43 Millimeter, ca. 341.000 Euro

12

Chopard

Ein Werkstoff muss gar nicht frisch aus dem Labor kommen, um bemerkenswert zu sein. Chopard gelingt es gerade, Uhren dadurch noch begehrenswerter zu machen, dass sie aus ethisch vertretbarem Material bestehen. Vor Jahren schon hat die Co-Präsidentin Caroline Scheufele fair gewonnenes Gold zum Lifestyle-Thema gemacht. Nun stellt das Haus bei der Uhrenherstellung ganz auf den Einsatz von Lucent Steel um, hochwertigen Recyclingstahl. Der ist nicht nur besonders widerstandsfähig, sondern hat einen einzigartigen Glanz. Diesen zeigt er auch bei der neuen, elegant flachen L.U.C 1860.

Automatik, Edelstahl, 36,5 Millimeter, 25.200 Euro