Sabina Ibiza: Alles so schön hier!

Hybrid aus Wohnanlage und Luxusresort: Mit ihrem Bauprojekt Sabina wollen auf Ibiza drei Unternehmer die Idee vom Ferienhaus neu erfinden.
Text Esther Strerath

Wohnen mit Panoramablick

DAS BAUPROJEKT SABINA ist ein Hybrid aus Wohnanlage und Luxusresort.

Etwa 32 Fuß! Also rund zehn Meter, so erklärt der gut gelaunte Mann und streckt die Arme zu beiden Seiten aus, das sei die optimale Panoramaweite. Der Mann, Immobilienentwickler Anton Bilton, ist einer der Gründer Sabinas, seines jüngsten Projekts im Südwesten Ibizas. Hier, unweit der Bucht Cala Tarida, definiert das Unternehmertrio Anton Bilton, Glyn Hirsch und Agustín del Pino die Idee von einem Ferienhaus neu, ein Hybrid aus Wohnanlage und Luxusresort. Auf 17 Hektar werden sich wahrscheinlich rund 50 Villen verteilen. Sie alle sind käuflich zu erwerben und, je nach Wunsch der neuen Besitzer, fortan auch zu mieten.

Und alle verzaubern mit dem von Bilton so schwärmerisch angekündigten Mordspanorama über die Balearische See, das an guten Tagen bis hin zum rund 100 Kilometer entfernten Festland reicht. Dass dieses gelingt, sei „einem topografischen Meisterwerk“ zu verdanken, so Bilton. Der ibizenkische Architekt Jordi Carreño erfand ein Levelsystem, das an die ursprünglich terrassenförmige Struktur des Areals angelehnt ist – der Grundstein für den Masterplan. Samt 32-Fuß- Zauber, den lokale, regionale und internationale Architekten famos verpacken.

Luxusresort mitten im Naturspektakel

CHILLEN AM POOL Das Clubhouse, entworfen vom Architekten Rolf Blakstad und dem Interior-Designer Lázaro Rosa Violán, ist rasch zu einem neuen Hotspot der Insel avanciert.

In vier Bauphasen soll das Konzept umgesetzt werden. Phase eins, mit 13 Villen, ist vollendet, Phase zwei hat kürzlich begonnen. Für drei und vier konnte Sabina Estates unter anderem David Chipperfield, John Pawson und Marcio Kogan verpflichten. Deren Entwürfe sind im Entrée des Clubhouse von Sabina als Modelle zu bewundern und lassen die Opulenz der Gesamtidee erahnen. Neugierige können auch per Buggy mitten in die waldig-wilde Natur kurven, wo auf den grob markierten Grundstücken Hochstände ein Gefühl für diesen Ort evozieren. Samt Duft des Waldes, Wind und natürlich mit Aussicht.

Insgesamt 14 Architekten und Designer zeichnen für den Look des Resorts verantwortlich. Was sie vereint, ist der Anspruch, Ibiza gerecht zu werden. Sie alle beziehen sich auf die üppige Natur, spielen mit verschwimmenden Grenzen von außen und innen. John Pawson beispielsweise konstatiert: „Normalerweise gibt es das Meer oder die Berge – hier hat man beides. Das Gefühl, draußen in der wilden Natur zu sein, ist beschwingend, und ich wusste immer, dass ich etwas davon in einer Erfahrung bewohnbarer Architektur einfangen wollte.“ Sein Kollege Ami Szmelcman möchte die Architektur verschwinden lassen, Matteo Thun verspricht eine „olfaktorische Erfahrung“. Immerhin 500 alte Olivenbäume wurden in Sabina gepflanzt, dazu 10 000 Lavendelbüsche, Zypressen und Obstbäume.

Traditionelle Bauweise trifft auf moderne Architektur

TRANSPARENZ Der Baustil von John Pawson zelebriert – wie alle Häuser – die Verschmelzung von draußen und drinnen.

Auch die ursprüngliche Bauweise der Insel, deren älteste Fincas rund 500 Jahre alt sind, beeinflusst mal stärker, mal subtiler sämtliche Entwürfe. Wer hätte gedacht, dass eine uralte, traditionelle Bauernhausarchitektur mit ihren berühmten Kuben als Blaupause für zeitgenössische Luxusvillen taugt? „Der romanische Stil, basierend auf griechischen Wurzeln, auf die einfachen Farmhäuser verweisend – unsere Philosophie hat sich in 50 Jahren nicht verändert“, sagt Architekt Rolf Blakstad, Sohn des berühmten kanadischen Architekten Rolph Blakstad, der ab 1956 auf Ibiza wirkte und die Ursprünge der mediterranen Wohnkultur mit dem Finca-Stil stark prägte.

Wo Menschen zusammen kommen

DAS STYLISHE ZENTRUM des Clubhouse ist die Bar, in der Ex-Noma-Chef Shahar Tamir hauptsächlich lokale Köstlichkeiten anbietet.

„Wenn ich die Häuser anschaue, die mein Vater in den 1960er- und 1970er-Jahren gebaut hat, sind sie unseren heutigen viel näher als beispielsweise die der 1980er- Jahre mit ihren superminimalistischen Glasboxen.“ Rolf Blakstad, der neben den ebenfalls ibizenkischen Architekten Jordi Carreño und Jaime Romano die ersten Villen für Sabina baute, trägt die einheimische Kultur in die Zukunft. Das von ihm entworfene Clubhouse, findet er, „könnte auch 2500 Jahre alt sein“. Dort vereint er die typischen Bogen und Porches, wie man die großzügigen Veranden der Fincas nennt, auf denen früher Karotten, Feigen oder Kräuter getrocknet wurden. Und dort kulminiert auch eine andere Idee, auf der Anton Biltons Masterplan basiert. Sie hat etwas mit Spirit zu tun.

IN DEN ANGRENZENDEN Gärten liegt das Amphitheater.

„Wenn man ein Ferienhaus mietet, sagen die Kinder nach drei Tagen: ‚Wir haben jetzt alles gesehen, eigentlich wären wir lieber bei unseren Freunden‘“, holt Bilton aus, um eine Idee zu beschreiben. „Also kurvt man zehn Tage lang durch die Gegend, um Entertainment für sie zu finden, obwohl man glaubte, die Villa – an einem schönen Ort gelegen – sei Unterhaltung genug. Aber Kinder wollen keine schöne Umgebung, sie wollen Gemeinschaft, Fun“, so der Vater von fünf Kindern. „Als ich das erste Mal in Careyes in Mexiko in einer gemieteten Villa war, bekamen wir jede Menge Einladungen von Einheimischen, die der Ansicht waren, dass es interessant sein könnte, mit Menschen zusammenzukommen, die so weit hierhergereist waren. Also ließ ich meine britische Voreingenommenheit links liegen und nahm die Einladungen an. Ich hatte die beste Zeit meines Lebens.“

Club, Spa, Bowling: Unterhaltung in Sabina

UNTER DEM AMPHITHEATER liegt der runde Tempelbau, in den die Sonne gleißende Lichtkegel wirft. Angrenzend das Spa mit Whirlpool und außergewöhnlichem Menü, das unter anderem Atemtherapien offeriert.

Genau dieser Gemeinschaftssinn ist auch auf Ibiza heimisch. Man wird ständig privat eingeladen, sowieso ist die Anzahl von Ferienhäusern oder -anlagen im Vergleich zu Hotels auf der Insel hoch. „Ibiza ist der Platz auf der Erde, mit den interessantesten Menschen pro Quadratmeter“, ist Bilton überzeugt. „Das Wunderbare an der Insel ist ja, dass man hier zum Lunch oder Dinner geht und plötzlich neben einem Künstler oder einem Hedgefonds-Manager sitzt. Wichtig ist dann nur, ob du unterhaltsam bist.“ Entsprechend findet man in Sabina nicht nur eine Bowlingbahn für Kids, sondern auch einen Teenager-Club und einen extrem lässigen Club mit Bar für private Partys, und selbstverständlich gibt es auch ein Spa. Bilton hat sich sogar einen Tempel gewünscht. „Dort sollten Menschen einen Moment der Stille und der Reflexion haben können.“ Unter dem Steinboden des Baus mit Lichtkuppel sind Kristalle vergraben, Schamanen waren zur Einweihung geladen. „Wenn unter sternenklarem Himmel Menschen zu den Beats eines DJs tanzen, erfüllt von Lebenslust, dann lächelt Gott auf uns herab.“

Celebrate, draußen und drinnen, zurückgezogen oder in Gemeinschaft anderer. Beinahe ist Sabina eine Insel auf der Insel, bestehend aus weiteren. Ein bisschen magisch ist es schon. Bilton ist sich sicher, dass „meine drei Jungs hier ihren ersten Kuss bekommen“.

ERHOLUNG UND RUHE im Grünen bietet das Amphitheater.