Ein Luxushotel auf dem Meer

Ein Kreuzfahrtschiff, das sich wie eine Luxusyacht anfühlt: Die Evrima lockt mit exklusivem Ambiente und gehobenem The Ritz-Carlton Service. So reist es sich auf der ersten Hotelyacht der Marke. 
Text Dagmar Hansen
Auf der Evrima wird auf große Pools oder gar Schnickschnack wie Wasserrutschen verzichtet. 

Die Sonne brennt, das Meer glitzert, und die weißen Streifen über der nachtblauen Bordwand der Evrima leuchten. Anmutig, edel, majestätisch – sind die Begriffe, die einem in den Sinn kommen. Müsste man eine Seereise mit der Evrima jemandem beschreiben, dann wohl so: Stell dir das perfekte Luxushotel vor – aber auf dem Meer. Die Evrima ist die erste von insgesamt drei Luxusyachten der The Ritz-Carlton-Gruppe. Im zweiten Halbjahr 2024 soll die Ilma vom Stapel laufen und im kommenden Jahr dann noch die Luminara. Mit allen dreien kann man wegen ihrer Bauweise Gewässer und Gegenden entdecken, die für andere Luxuskreuzfahrtschiffe unerreichbar sind, denn sie sind kürzer und haben weniger Tiefgang. Und auch vom Ambiente her fühlt man sich eher wie auf einer Yacht.

Stilvolle Suiten und ein persönlicher Concierge

Jede Suite an Bord der Evrima hat mindestens 35 Quadratmeter und einen Balkon.

The Ritz-Carlton ist die erste Hotelkette, die auch Reederei ist. „Evrima“ ist im Übrigen griechisch und bedeutet so viel wie „Entdeckung“. Denn entdecken lässt sich hier einiges, bereits wenn man ankommt. Gebracht wurde man vom VIP-Shuttle, der die Gäste am Flughafen, Bahnhof oder Hotel abholt. Nach der herzlichen Begrüßung der Crew auf Deck 4 im Living Room umfängt die Wohnzimmeratmosphäre den Gast. Kleine Sitzgruppen, eine Bar, gemütliche Lesesessel, Panoramafenster und eine kleine Boutique in der Mitte. Beim Onboarding geht es fix, denn man wird von seinem persönlichen Concierge begrüßt, der für jeden Gast die gesamte Reise quasi rund um die Uhr auf fast alle Fragen eine Antwort hat. Er reserviert den Platz im Restaurant, bucht die Wellnessanwendung, bucht den Personal Trainer. Und natürlich organisiert er die Landausflüge, individuell oder in kleinen Gruppen.

Die maximal 298 Gäste haben reichlich Platz in den 149 Suiten. Alle sind in erdigen Farben ausgestattet: beige Teppiche, dunkelbraune Holzverkleidungen, cremefarbene Wände. Nur wenige Farbkleckse sind darin verteilt, etwa ein grasgrüner Hocker, die tintenblauen Stühle am Esstisch in der Kabine oder die frischen Blumen, die als Willkommensgruß auf dem Tisch warten. Das sorgt für Ruhe fürs Auge und den Geist – wie auch die hochwertigen Materialien dafür, dass man trotz des 360-Grad-Meerblicks nichts von einem Hotel auf dem Festland vermisst. Selbst die kleinsten Suiten sind 35 Quadratmeter groß, haben einen angemessenen Balkon (mindestens 7,5 Quadratmeter) und einen Butler, den Personal Assistant. Die geräumigeren Suiten sogar eine Badewanne und begehbare Kleiderschränke, einen Wohn- und Essbereich. Die größten Suiten, die zwei Owners Suites, erstrecken sich über zwei Etagen mit insgesamt 102 Quadratmeter Wohnfläche, und draußen auf der weitläufigen Terrasse (55 Quadratmeter) steht neben Sitzgruppe, Esstisch und Sonnenliegen ein Jacuzzi.

In den fünf Restaurants wird à la carte bestellt

Das S.E.A. soll bald das erste Restaurant auf hoher See mit einem Michelin-Stern sein.

Bevor die Idee des Luxushotels auf See so perfekt umgesetzt war, mussten die Verantwortlichen der Hotelgruppe erst einige Expertise im Yachtbau sammeln. Das war ein langer Weg. Die erste Ausstattung der Evrima musste nach der ersten Probefahrt wieder ausgebaut werden, denn Elemente wie Tische und Stühle waren nicht seetauglich, weil sie ganz klassisch für ein Hotel entworfen worden waren. Jetzt passt alles. Und der größte Luxus speist sich aus dem, was es hier nicht gibt: keine Innenkabinen, keine Schlachten am Buffet – man bestellt in allen fünf Restaurants à la carte – und keine Theater an Bord, keine Showbühne. Es gibt Ruhe.

Die fünf Restaurants sind geschickt verteilt auf acht Decks. Im Hauptrestaurant spiegelt sich jeweils die Küche der Destination, die gerade angesteuert wird. Daneben gibt es Südostasiatisch (im Talaat Nam), Meeresfrüchte und Grill (im Mistral) oder auch ein eher entspanntes Bistro (The Pool House). Das Essen ist genau wie alle Getränke inklusive – was übrigens auch für den Champagner gilt. Fast alle Restaurants haben auch eine Terrasse, sodass auch die Seeluft für die passende olfaktorische Würze beim Dinner sorgt. Und wer auch hier wieder noch mehr Ruhe sucht: Natürlich kann man auch in der eigenen Kabine dinieren.

Die Marina wird zum Beachclub

Das S.E.A. ist das kulinarische Highlight des deutschen Küchenchefs Sven Elverfeld, der sich im Restaurant Aqua im The Ritz-Carlton in Wolfsburg drei Michelin-Sterne erkocht hat. Die Betreiber streben an, dass es bald das erste Restaurant auf See mit einem Michelin-Stern wird. Ein Acht-Gänge-Menü wird dort als kulinarische Reise inszeniert. Und die beginnt mit einer griechischen Kalamata-Olive, geht weiter mit Kaviar, Wagyu Beef, Pulpo, Champagner-Sorbet und endet furios mit der Flamed Lemon Crème.

Die Marina am Heck der Evrima ist ein Novum in dieser Schiffsklasse. An ausgewählten Plätzen wie etwa den Inseln der griechischen Ägäis oder in der Karibik wird sie geöffnet. Es entsteht eine Mischung aus Beachclub, Badeplattform und Wassersporttreffpunkt, wo man sich Kajaks oder Schnorchel-Equipment leihen kann. Die Spas von The Ritz-Carlton sind überall auf der Welt besonders, das der Evrima auf Deck 9 ist besonderer. Denn die Anwendungen finden in einer Kabine statt oder aber auch draußen an Deck – ganz wie der Gast es wünscht. Auf hoher See, bei leichter Sommerbrise, Wellenrauschen, umhüllt vom Sonnenschein massiert zu werden – in dem Moment geht das Konzept vom Luxushotel auf dem Wasser in Entspannung auf.