Diese Yachten haben einen nachhaltigen Antrieb
Wie überall ist „Nachhaltigkeit” auch im Yachtbau zu einem beliebten Schlagwort geworden. Oft verbirgt sich dahinter mehr Gerede als echte Innovation. Alternative Antriebsmethoden, wie Wasserstoff-Brennstoffzellen und grünes Methanol für Superyachten oder Diesel-Elektro-Antriebe für Schiffe unter 30 Meter, werden seit Jahren diskutiert. Die Hersteller tun sie jedoch häufig als zu komplex und teuer ab. Doch eine Gruppe von Pionieren unter den Werften und Eignern entwickelt nun umweltfreundlichere Systeme mit ausgereifter Technik, die revolutionär sind. Diese Systeme reduzieren nicht nur Emissionen, sondern bieten auch weitere spürbare Vorteile gegenüber dem Status quo. Diese reichen von geräuschlosen Ankern bis zur Möglichkeit, geschmeidiger zu manövrieren. Hier setzen drei Yachten Kurs in Richtung Zukunft.
Sanlorenzo 50 Steel

Reformer-Brennstoffzellentechnologie
Der Vorstandsvorsitzende von Sanlorenzo, Massimo Perotti, hat sich so entschieden für Nachhaltigkeit eingesetzt, dass er den weltweit ersten methanolbetriebenen Prototyp für sich selbst gebaut hat. Ein Machbarkeitsbeweis. Seine 50 Steel Almax, ein vierjähriges Projekt mit Siemens Energy, verfügt über ein stilvolles Split-Level-Design und ein retro-schickes Interieur von Lissoni & Partners. Sie wandelt grünes Methanol mithilfe eines sogenannten Reformers in Wasserstoff um. Der so erzeugte Wasserstoff speist die Brennstoffzellen und erzeugt ausreichend Strom, um 90 Prozent des Bedarfs von beispielsweise Klimaanlage, Heizung oder Beleuchtung zu decken. Während sich der Maschinenraum traditionell achtern befindet, sind die Brennstoffzellen im Bugbereich installiert. Perotti sieht sein Schiff erst als Anfang: „Bei dem Innovationstempo ist es wahrscheinlich, dass es innerhalb von zehn Jahren ein 100-prozentiges methanolbetriebenes Antriebssystem gibt.“ Derzeit gibt es noch ein Problem: Aktuell ist das Methanolangebot im Mittelmeer noch gering.
Feadship Project 821

Wasserstoffspeicher- und Brennstoffzellentechnologie
Die größte je in den Niederlanden gebaute Yacht, Feadship Project 821, bietet Annehmlichkeiten, die viele andere Custom-Yachten übertreffen. Dazu zählen eine Unterwasserlounge, ein Atrium über vier Decks, 14 Balkone und eine Bibliothek. Alles ist in auffallend zeitgenössischem Design gestaltet. Doch der wahre Paradigmenwechsel liegt in der Größe und Komplexität des neuen Antriebssystems. Doppelwandige Speichertanks fassen 4,4 Tonnen komprimierten flüssigen Wasserstoff und halten ihn bei minus 217 Grad. Sie speisen 16 Brennstoffzellen und Elektromotoren, die den alltäglichen Strombedarf abdecken. Das Abgasrückgewinnungssystem sorgt für die Beheizung des Innenraums bis hin zu den Badezimmerböden. Das rund 600 Millionen Euro teure Schiff kann mit einer Geschwindigkeit von zehn Knoten im emissionsfreien Modus fahren oder eine Woche lang geräuschlos ohne Dieselgenerator vor Anker liegen. Über die fünfjährige Bauzeit sagt Jan-Bart Verkuyl, CEO der Van-Lent-Werft: „Unser Ziel war eine neue, saubere Technologie – nicht nur für dieses Projekt, sondern für die Welt.“
Azimut Seadeck 7

Hybridantrieb
Die neue Azimut Seadeck 7 präsentiert das neueste Hybridsystem von Volvo Penta, das zwei PS-1350-Dieselmotoren (Inboard Performance System) mit zwei Danfoss-160-kW-Elektromotoren und Batteriesystemen kombiniert. Dank der Symbiose von Rumpfform und Hybridisierung wird eine Reduzierung der Kohlenstoffemissionen um 40 Prozent versprochen. Im Gegensatz zu anderen Hybridprojekten liegt der eigentliche Durchbruch jedoch in der Funktionsfähigkeit für das gesamte System. „IPS-Möglichkeiten wie Joystick-Docking und GPS-Positionierung können jetzt sowohl im elektrischen als auch im Dieselmodus genutzt werden“, sagt Johan Inden, Präsident von Volvo Penta Marine. Die Seadeck 7 kann im Elektromodus mit elf Knoten fahren oder bis zu zwölf Stunden lang geräuschlos ankern. Sie kostet etwas über vier Millionen Euro. Umweltfreundlichkeit wurde jedoch nicht nur bei der Antriebstechnik berücksichtigt. So bestehen die Teppiche im Inneren aus recycelten Fischernetzen und die Böden im Außenbereich aus Kork. Laut Giovanna Vitelli, Vorsitzende der Azimut-Benetti-Gruppe, geht es bei der Yacht „nicht nur um nachhaltige Materialien, sondern auch um ein zeitgenössisches, minimalistisches Design, das in zehn Jahren noch gut aussehen wird“.