Das ist Schottlands erste Master Blenderin

Leger sitzt Rachel Barrie in einem der Chesterfield-Sessel im China-Club in Berlin. Von der Küste Schottlands ist sie in die Hauptstadt gekommen, um ihre Whiskys vorzustellen. Nicht selten, erzählt sie, wird sie auf solchen Reisen erkannt. Denn unter Single-Malt-Fans ist sie ein Star – zu Recht.
Sie arbeiten gerade an einer Whisky-Edition, die auch Sammler ansprechen wird, haben Sie selbst eine Whisky-Sammlung?
Sicher, aber es sind nicht so viele Flaschen, wie man vielleicht denken mag – alles in allem etwa 300.
Welches ist der außergewöhnlichste Whisky darunter?
Das ist immer der, an dem ich gerade arbeite. Diesmal ist es eine besondere und limitierte Edition, die wir im November verkünden werden. Das ist also der Whisky, den ich grad am meisten liebe. Meine Sammlung ist eher wie eine Bibliothek meiner persönlichen Lebensreise.
Sie haben Sie einmal gesagt, dass das Blenden von Whisky wie das Dirigieren eines Orchesters ist?
Ja, oder wie das Komponieren eines Musikstücks. Jedes Fass ist wie ein Soloinstrument. Und wenn man ein Quintett zusammenbekommen möchte, müssen alle gut aufeinander abgestimmt sein. Wir sind eine sehr experimentelle Brennerei, wir kombinieren verschiedene Nuancen und dabei haben wir einen sehr künstlerischen Ansatz.
Entsteht ein Whisky zuerst in Ihrem Kopf?
Ich denke einen Whisky zunächst einmal in einem großen Bild und dann mache ich mich daran, ihn zu kreieren. Das vergleiche ich immer mit Jane Austens Buch „Sinn und Sinnlichkeit“. Der Verstand und die Sensibilität sind bei der Whiskyherstellung gleich wichtig. Es ist eine Kombination aus Verstand, Idee, Leidenschaft und Schöpfung. Das ist eine Balance, die ich als Master Blenderin brauche. Und ich gebe diesem Prozess die Zeit, die es braucht.
Wie lange dauert es, einen Whisky zu komponieren?
Es dauert so lange, wie es dauert. Ich habe eine Idee, während der Whisky reift und dann muss ich mich entscheiden, welchen Charakter, welchen Stil er haben soll, in welche Fässer ich ihn fülle. Und dann lasse ich ihn ruhen, schaue wieder nach ihm und wenn er sich dem Alter nähert, in dem er auf den Markt kommen soll, denke ich darüber nach, ihn abzufüllen. Das ist ein Prozess der Veredelung. All das dauert mindestens ein bis zwei Jahre, es kann aber auch zehn Jahre dauern.
Kann man bei dem Prozess auch scheitern?
Man scheitert nie, man lernt nur dazu. Ich mache das seit 33 Jahren und habe 170.000 Fässer Whisky gemacht. Sie alle haben einen Platz in meiner Erinnerung. Ich habe also die Theorie gelernt. Bei Experimenten hat man eine Vorstellung davon, was funktionieren wird und was nicht. Man kommt der Schaffung eines Meisterwerks so immer näher.
