Wie viel Yacht bekomme ich für mein Geld?

In den schönsten Hotels übernachtet, die besten Restaurants getestet? Dann investieren Sie doch in eine Yacht. Doch was bietet der Markt für welches Budget? Die besten Modelle zwischen einer und 125 Millionen Euro.
Text Marcus Krall

„Eine Yacht“, sagt der Schweizer Jürg Marquard auf dem Achterdeck seiner 50-Meter-Yacht zu mir, „ist keine sinnvolle finanzielle Investition, sie ist eine Investition in die eigene Lebensqualität.“ Wie Marquard denken nicht wenige High Net Worth Individuals, die über Budgets verfügen, die solch einen Lifestyle erlauben. Rund 12.000 Yachten über 24 Meter Länge soll es auf den Weltmeeren geben, für die kürzeren Formate gibt es keine Statistik. Bevor man eine Yacht kauft, sollte man sich folgende Fragen stellen: In welchem Revier möchte ich fahren? Wie viele Gäste sind an Bord? Möchte ich verchartern? Wird ein Spa benötigt? Ein Gym? Oder ein Konferenzraum? 

All diese Faktoren beeinflussen das Layout beziehungsweise das Volumen und damit die Größe der Yacht. Der Preis richtet sich nämlich nicht nach der Länge, sondern vielmehr nach der Anzahl der verbauten Bruttoregistertonnen und dem Land, in dem sie Gestalt annehmen. Wird in Deutschland oder den Niederlanden gebaut, ist dies teurer als in Italien, der Türkei oder in Taiwan. Anders als in anderen Branchen bedeutet der höhere Preis indes auch eine bessere Qualität und damit oft auch einen höheren Wiederverkaufswert. Und nicht vergessen: In die Kalkulation gehören bei einem Kauf selbstredend immer die Unterhaltskosten. Zwischen sechs und acht Prozent des Anschaffungspreises gelten dabei als Richtwert pro Jahr.

1

Yachten für 1 Million

Diese Yacht wurde gerade erst renoviert: Der 32-Meter-Segler „Elton”.

Wer einmal testen möchte, ob er sich als Yachteigner eignet, steigt mit der überschaubaren Summe von einer Million Euro in das vielleicht exklusivste Hobby der Welt ein. Dafür gibt es gebraucht nicht die Topmarken, aber etwa die 28 Meter lange Motoryacht „Beija Flore“ aus dem Jahr 2007 mit einem Refit im Jahr 2023. Fünf Kabinen für diesen Kurs sind schon sehr attraktiv. Wer lieber segelt, bekommt für seine erste Yachting-Million die 1992 von Windschip gelieferte „Elton“, eine von Bill Tripp gezeichnete Slup, die sich wunderbar für Weltumsegelungen eignet. Neu sind diese Yachtgrößen für eine Million Euro überhaupt nicht darstellbar; hier landen wir bei einer stylishen und zügig verfügbaren Frauscher 1212 Ghost (inklusive einiger Extras), die sich aber eher als Weekender oder Daycruiser für die Balearen oder die Côte d’Azur eignet. Aber das muss ja (mit der richtigen Begleitung) nicht minder spannend sein.

2

Yachten für 5 Millionen

Die 30-Meter-Dreamline „Seammetry“ nimmt zehn Gäste mit  – bei 28 Knoten Topspeed.

Machen wir uns nichts vor: Ein Investment von fünf Millionen Euro ist eigentlich der ernsthafte Einstieg ins Yachting. Exemplarisch für das Brokerage-Segment sei hier die 30 Meter lange und im Jahr 2019 gebaute „Seammetry“ genannt. Zwar gehört die Werft (Dreamline) nicht zu den Top-Playern, liefert mithilfe guter Designer aber schnittige und recht schnelle (28 Knoten) Formate ab. Als besonderes Feature besitzt „Seammetry“ Zero-Speed-Stabilisatoren; in fünf Kabinen reisen zehn Gäste mit – schon nicht übel. Wer lieber in unbenutzten Betten schläft, ruft bei der englischen Werft Sunseeker an. Die listet die 76 Yacht, je nach Spezifikation, für rund fünf Millionen Euro. Die Marke liefert eine überaus anständige Qualität, hat einen soliden Wiederverkaufswert und ist beliebt bei Chartergästen, falls die 24 Meter lange Flybridge-Yacht vermietet werden soll. Eine schnelle Verfügbarkeit ist dank Sunseekers Händler-Netzwerk und der großen Werft-Kapazitäten gesichert. Ähnlich ausgestattete Yachten haben übrigens auch Marken aus Italien im Portfolio.

3

Yachten für 25 Millionen

Die Benetti Oasis in 40 Metern Länge (hier „Kahala“) gehört zu den gefragtesten Megayachten.

Für 25 Millionen gibt es gebraucht veritable Megayachten um die 50 Meter Länge, mit denen man noch jede Mittelmeer-Marina ansteuern kann. Die von Francesco Paszkowski gezeichnete und von Tankoa in Genua gebaute „Vertige“ (Baujahr 2017 / Refit 2023) passt treffend in diese Kategorie. Als sehr erfolgreiche Charteryacht mit Balkonen, sechs Kabinen und Outdoor-Kino kann „Vertige“ dabei einen Teil der Unterhaltskosten wieder reinspielen. In Livorno gibt es etwas Neues für einen vergleichbaren Kurs – nur zehn Meter kürzer. Die „Oasis 40M“ von Benetti. Einer der Werft-Platzhirsche entwickelte mit den Oasis-Modellen eine extrem beliebte Baureihe, deren Heck sich quasi auseinanderklappt und dadurch extrem viel Platz achtern schafft. Da Benetti quasi „am Fließband“ baut, ist die Wartezeit übersichtlich.

4

Yachten für 125 Millionen

Die 80-Meter-Yacht „Mimtee” wird von CRN gefertigt und umfasst rund 2200 GT Volumen. 

Mit einem Budget von 125 Millionen Euro steigt man ganz oben in den Brokerage-Markt ein. Und an der Spitze des Fahnenmastes werden nur sehr wenige Deals in dieser Größenordnung abgewickelt. Ein sehr gutes Beispiel ist die 105 Meter lange „Lady Moura“ aus dem Jahr 1990 mit einem Volumen von 6300 Gross tons, einem exorbitanten Pool und einem Sikorsky-Heli an Deck. Mit etwas Verhandlungsgeschick lässt sich wahrscheinlich auch die 107 Meter lange Benetti „Luminosity“ aus dem Jahr 2020 für 125 Millionen Euro erwerben. Sie kann 27 Gäste aufnehmen und beeindruckt innen mit einem Look von Zaniz Interiors. Neu gibt es für dieses Budget eine Yacht mit rund 2000 Gross tons aus Südeuropa. Ein Beispiel dafür ist die „Victorious“ von AKYacht. 2021 frisch aus den türkischen Werfthallen geschoben, wurde sie für 125 Millionen Euro gelistet. Wer solch eine Custom-Yacht in Auftrag gibt, muss darauf allerdings drei bis vier Jahre warten. Und das auch bei anderen Werften wie CRN (Ancona) oder Bilgin (Istanbul), die ähnliche „Kurse“ realisieren können.