Wie wird man Schlossherr?
Wie es sich in einem Haus mit 145 Zimmern lebt, weiß Familie Howard, die eines der berühmtesten Schlösser weltweit bewohnt. Nach langer Renovierung eröffnete ihr Castle Howard in England auch jüngst wieder für die Öffentlichkeit. Neben Großbritannien sind Frankreich und Italien wahre Hochburgen prunkvoller, bewohnter Schlösser und mittelalterlicher Festungen, rund 1000 sollen es in Deutschland sein. Insgesamt gibt es hierzulande, dank der zahlreichen Königreiche, Fürsten- und Herzogtümer, aus denen Deutschland sich einst formte, etwa 25.000 Schlösser, Burgen und Festungen, die meisten stehen in Bayern, Sachsen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg.
Die Nachfrage nach Schlössern ist hoch

Wer selbst eine entsprechende Immobilie erwerben möchte, sollte sich einige Fakten vorab genau überlegen: Wie groß soll das Schloss minimal und maximal sein, wo geografisch gelegen, wie genau genutzt und an welche Infrastruktur angebunden? Oft sind die Prunkbauten weit ab vom Schuss, ohne Supermarkt, Schule oder Arztpraxis um die Ecke. Ein gutes Dutzend Spezialisten bietet hierzulande jährlich jeweils etwa zehn dieser historischen Raritäten an. „Während der allgemeine Immobilienmarkt in Deutschland eine Phase der Konsolidierung durchläuft, verzeichnet der Markt für Schlösser, Herrenhäuser und Burgen eine außergewöhnliche Nachfrage – national wie international“, sagt Christoph Freiherr Schenck zu Schweinsberg, Geschäftsführer von SCHENCKS Land- und Forstimmobilien.
Ob imposantes Barockschloss mit 62.000 Quadratmeter Park in der Rhön für 2,4 Millionen, romantische Burg an der Mosel aus dem 12. Jahrhundert für 2,8 Millionen oder topsaniertes Renaissanceschloss in Hessen für 4,9 Millionen – wer in Deutschland ein Schloss oder eine Burg kaufen möchte, wird fündig. „Die Preise variieren stark nach Lage und Zustand der Objekte. Sie können ein gut erhaltenes Anwesen schon für 2,5 Millionen Euro erwerben. Nach oben ist die Preisgrenze offen“, sagt Schenck. Beim Kauf fallen zudem Grunderwerbsteuer und die Grundsteuer an, Letztere kann bei denkmalgeschützten Objekten sinken.
Immobiliengutachter sind beim Kauf ein Muss
Bei der Besichtigung sollten Bausubstanz, Fenster, Heizung und Grundriss genau geprüft werden, um Folgekosten für eventuellen Umbau, Sanierung und Instandhaltung realistisch einzuschätzen. Immobiliengutachter oder Architekten sind ein Muss. „Die laufenden Unterhaltskosten bei historischen Anwesen sind ein großer Posten“, sagt Ralph Kunz, Direktor Premium Management bei von Poll Immobilien. Er sagt: „Allein die Heizkosten können bei unsanierten Gebäuden mehrere 10.000 Euro pro Jahr sein, hinzu kommen Kosten für Versicherungen und Steuern, die Anforderungen des Denkmalschutzes und energetische Sanierungen.“
Sparen lässt sich, wenn das Schloss in eine Stiftung eingebracht oder, mit Bund, Land, Kommune oder einem privaten Sponsor als Träger, zum Museum umgewidmet wird. „Die Kosten für den Unterhalt bleiben zwar die gleichen, aber sie werden dann vom Museumsträger oder der Stiftung übernommen“, erklärt Freiherr Schenck zu Schweinsberg. Der Haken: Im Fall einer Einbringung in eine Stiftung wird diese auch zum Eigentümer des Objekts. Um die 50 Jahre und wohlhabend sind klassische Schlosskäufer, die ihre Immobilie zunehmend als Anlageobjekt betrachten oder Lust auf Landleben haben.
Die Käufer werden jünger und internationaler
Freiherr von Schenck beobachtet aber auch einen Wandel in der Käuferstruktur. „Während die klassischen Käufer meist Unternehmer sind, treten zunehmend jüngere Investoren mit einem ausgeprägten Sinn für Regionalität und Nachhaltigkeit als Käufer auf. Neben Interessenten aus Deutschland steigt die Nachfrage aus Westeuropa, China und den USA. viele Käufer haben bereits einen Wohn- oder Unternehmenssitz in Deutschland und sehen in der Investition ein Bekenntnis zur europäischen Werten und Kultur”, sagt Schenk.
Wer sich für das Leben in einem Schloss entscheidet, braucht Unterstützung. In einem mittelgroßen Schloss hilft in Küche, Garten und bei der Instandhaltung klassischerweise ein kleines Team von fünf bis zehn Angestellten. Ist die passende Immobilie nicht im Angebot, lässt sich das eigene Wunschschloss natürlich auch selbst errichten. Je nach Größe, Lage, Architekturstil und Ausstattung fallen für ein kleines Schlösschen rund zehn bis zwanzig Millionen, für ein größeres Schloss mit aufwendigem Stil nach historischem Vorbild mehrere Hundert Millionen Euro an. Günstiger wird es nur mit einem Luftschloss.