So viel kostet der Personenschutz

Wer per Privatjet reist, hat einen erhöhten Sicherheitsbedarf. Welche Dienstleister individuellen Schutz bieten – und was sie dafür in Rechnung stellen.
Text Michael Verdon

Helikopter, die über der Stadt kreisen; Drohnen, die die Nebenstraßen absuchen; eine Kolonne schwarzer SUVs, die vom Airport zum Hotel rasen: „Das war wirklich ungewöhnlich“, sagt Mike Bunk von der Detroit Executive Group. In Städten wie Bagdad oder Caracas würde man solche Szenen vielleicht erwarten. Aber in Detroit? „Wenn das Risikolevel hoch ist, reagieren wir natürlich entsprechend“, sagt Bunk. Und in diesem Fall war der Aufwand durchaus adäquat: Bunks Firma hatte, gemeinsam mit US-Behörden, die Anreise der saudischen Diplomatin und Prinzessin Reema bint Bandar Al Saud abgesichert. Wer per Privatjet reist, hat einen erhöhten Sicherheitsbedarf. Das gilt nicht nur für Royals, Politiker und CEOs wie Elon Musk – dessen Flugreisen sich heutzutage online in Echtzeit nachverfolgen lassen. 

Nachfrage für Schutz von Flugzeugen steigt

„Auch Aktionen von Umweltschützern, die es auf Privatjets abgesehen haben, sind Teil unserer täglichen Arbeit“, sagt Brian Leek von der Sicherheitsfirma Crisis24. „Die Nachfrage für den Schutz von Flugzeugen und Führungskräften zieht an.“ Dabei seien sich viele Menschen ihres erhöhten Risikos noch gar nicht bewusst, sagt ein Vertreter der Net-Jets-Tochtergesellschaft QS Security, die individuelle Risikoprofile erstellt: Ergeben sich Bedrohungen aus der Biografie eines Klienten? Aus seinem Job, seinem Wohnort, seinem Reiseziel? Auf Basis der Analysen werden persönliche Sicherheitspakete konzipiert: „Bei geringem Risiko reicht ein SUV mit bewaffnetem Fahrer“, sagt Mike Bunk. „Das kostet nicht viel mehr als eine Mietlimousine.“ Am oberen Ende des Spektrums stehen Maßnahmen für Konzernchefs. So schlägt die Sicherheit von Alphabet-CEO Sundar Pichai pro Jahr mit 5,9 Millionen Dollar zu Buche.

Grundsätzlich gilt: Eine Reise im Privatjet gehört zu den sichersten Möglichkeiten, um von A nach B zu kommen. Dafür sorgen schon die komplexen Maßnahmen der Flughafenbetreiber. Flugzeuge stehen geschützt in Hangars, Passagierlisten werden äußerst diskret behandelt. Überprüfungen des Boden- und Flugpersonals sind Routine, genauso wie Checks, bei denen nach illegal angebrachter Überwachungstechnologie gefahndet wird. Der Flug selbst ist deshalb in aller Regel unproblematisch. Die meisten Zwischenfälle geschehen am Boden, etwa „auf dem Weg vom Flughafen zum Hotel“, sagt Gregory Kulis, Gründer von Business Aviation Safety and Security.

Sicherheitsmaßnahmen wirken präventiv

Schutz bei diesem sensiblen Reiseabschnitt bieten die speziell trainierten Mitarbeiter der Sicherheitsfirmen. Oft handelt es sich um ehemalige Geheimdienst-, Militär- oder Polizeiprofis. Sie sind nicht nur in Gefahrenabwehr geschult, sondern auch in stilsicherem Benimm. Man könne sich solche Agenten (der Begriff Bodyguard wird vermieden) als Butler mit Pistole vorstellen, sagt ein Brancheninsider. Tatsächlich gezogen wird die Pistole äußerst selten. Die effizientesten Sicherheitsmaßnahmen wirken präventiv. Oder, um es frei nach Franz Kafka zu sagen: Es ist besser, etwas zu haben und es nicht zu brauchen, als es zu brauchen und es nicht zu haben.

Das kostet der Personenschutz

Bewaffneter Fahrer: 

Dieser Securityspezialist beherrscht den Umgang mit der Schusswaffe, genauso ist er fahrerisch geschult und ausgebildet. Preis bei der Detroit Executive Group: 1100 Euro pro 8-Stunden-Tag, inklusive Fahrzeug.

Fahrer plus Executive Protection Agent:

Der Fahrer ist für den Transport zuständig, bleibt im Auto. Der zweite Mann begleitet den Klienten in Hotels, Restaurants, Meetings und am Airport. Aufpreis: knapp 900 Euro für den Executive Protection Agent. Gesamtpreis des Teams: rund 2000 Euro.

Dreier-Team:

Zu diesem Trio gehört zusätzlich ein sogenannter Advance Agent, der schon einen Tag vorab am Ziel eintrifft. Er prüft die Straßen- und andere Ortsbedingungen, bereitet so die sichere Ankunft des Klienten vor. Preis für einen viertägigen Trip, Reisekosten inbegriffen: rund 35.000 Euro.

Gepanzertes Fahrzeug:

Empfehlung bei erhöhtem Risikolevel: ein gepanzertes Fahrzeug mit schusssicheren Fenstern, verstärkten Reifen und einem eigens geschulten Fahrer. Preis für einen gepanzerten Cadillac Escalade, inklusive Transport zum Einsatzort: rund 6000 Euro pro Tag.

Kleine Privatarmee:

Sicherheit auf höchstem Niveau: Diese Eliteeinheit besteht aus mehreren Dutzend Agenten, diversen Fahrzeugen, Drohnen und Helikoptern sowie einer eigenen, zentralen Einsatzleitung. Preis für einen viertägigen Einsatz: ab einer Million Euro.