Interview: 7 Fragen an Rolls-Royce-Chef Müller-Ötvös

Der englische Automobilhersteller Rolls-Royce Motor Cars hat eine lange Unternehmenstradition und ist bekannt für seine luxuriösen Automobile. Nun wollen sich die Briten verjüngen und denken über eine Neuausrichtung der Marke nach. Robb Report hat nachgefragt.
Rolls-Royce Wraith Black Badge

Rolls-Royce und der Luxus der Zukunft

Früher wären Modellvarianten wie Black Badge bei Rolls-Royce nicht denkbar gewesen – was ist anders geworden?
Wir haben – vor allem in den USA – festgestellt, dass junge Käufer damit begannen, ihre Fahrzeuge nach dem Kauf optisch zu verändern. Das hat uns inspi­riert. Jedoch reichen uns optische Veränderungen nicht. Deshalb haben wir beschlossen, Black Badge auch in Antrieb und Fahrwerk zu bearbeiten und damit einen völligen eigenständigen und authentischen Charakter geschaffen. Quasi das Alter Ego von Rolls-Royce.

Aber es wird doch schon heute kein Rolls-Royce serienmäßig ausgeliefert, oder? 
Das stimmt – jeder Rolls­-Royce, der unsere Manu­faktur in Goodwood verlässt, ist bespoke. Rolls­-Royce steht für genau diese Individualisierung – das ist übrigens der Luxus der Zukunft.

Welche Wünsche werden da an Sie herangetragen? 
Ein Kunde brachte das Holz eines eigenen Baums und ließ daraus Furnier für seinen Phantom fertigen. Oder wir gaben Goldstaub in den Lack, um die Farbe stärker herauszuheben. Unsere Kunden sind aktiv in das Design ihres Kunstwerks involviert – wahren Luxus kauft man nicht „von der Stange“.

Rolls-Royce-Chef Torsten Müller-Ötvös

Gehört zu diesen Wünschen wirklich auch ein Geländewagen? 
Sicherlich. Unsere Kunden möchten so komfortabel und luxuriös wie möglich sowohl zu ihrem Chalet in die Schweizer Alpen als auch zu ihrem Strandhaus und vor die Oper fahren.

Wird mit einem derartigen Modell nicht die Exklusivität gefährdet?
Wir sind 2003 mit rund 300 Fahrzeugen gestartet – heute liegen wir bei nur knapp 4000 Einheiten jährlich. Das ist immer noch sehr exklusiv. Einen Rolls­-Royce werden Sie auch in Zukunft nicht an jeder Straßenecke sehen.

Rolls-Royce bemüht sich um ein jüngeres Publikum. Mit Erfolg? 
Wir haben mit der Einführung der Business­-Limou­sine Ghost bereits andere Kundengruppen gewinnen können. Mit dem Fastback-­Coupé Wraith, dem Dawn und den Black­ Badge ­Modellen bekamen sie dann auch eine jüngere und dynamischere Identität.

Ist das das Ende des klassischen Phantom? 
Keineswegs. Der Phantom ist und bleibt die Ikone der Marke Rolls­-Royce und steht für den ultimativen Luxus. Er wird stark nachgefragt, dennoch beenden wir die Produktion des Phantom VII zum Jahresende 2016. 2018 wird der Nachfolger ihn ablösen.

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