Am Wasser gebaut

Der Comer See gehört zu den begehrtesten Reisezielen in Europa. Dennoch hat sich dort bisher nur eine einzige internationale Luxushotelgruppe niedergelassen: Mandarin Oriental.
Text Anna Walter

Der Comer See lockt Reisende aus aller Welt an. Umso erstaunlicher ist es, dass es in den letzten Jahren kaum neue Hoteleröffnungen gab. Stattdessen ist der Großteil des Sees von Grand Hotels besiedelt, die seit mehreren Generationen von italienischen Familien geführt werden. Die Herausforderung für Hoteliers? Die Dörfer um den See sind dicht bebaut und es ist schwierig, ein Grundstück zu finden, das den Anforderungen eines Luxushotels entspricht – und dabei direkt am Seeufer liegt. Mandarin Oriental ist genau das gelungen: Vor fünf Jahren hat die Gruppe ein Luxusresort in Blevio, am östlichen Ufer des Sees, eröffnet. 

Moderne Version eines italienischen Palazzos

Das Gelände erstreckt sich über drei Hektar und umfasst 52 Suiten, 21 Zimmer und zwei spektakuläre Privatvillen. Herzstück des Anwesens ist die Villa Roccabruna aus dem 19. Jahrhundert, die einst von der Opernsängerin Giuditta Pasta bewohnt wurde. Der imposante Eingangsbereich der Villa öffnet sich zum See hin und führt an Marmorsäulen, Stuckdecken und Kronleuchtern vorbei. Trotz der klassischen Elemente strahlen die Räumlichkeiten Leichtigkeit und Modernität aus. In den Zimmern und Suiten treffen antike Holzmöbel auf moderne Polsterstühle, cremefarbene Textilien auf hellbraunen Terrazzoboden, filigrane Zeichnungen auf sorgfältig kuratierte Bildbände. Das Mandarin Oriental Lago di Como wirkt wie die zurückhaltende Version eines italienischen Palazzos.

Während andere Hotels am See in der Vergangenheit schwelgen, ist das Mandarin Oriental der Zukunft zugewandt. Alle Energien werden aus erneuerbaren Quellen bezogen und auch Einwegplastik sucht man auf dem Gelände vergeblich. Gäste können den hoteleigenen Tesla mieten oder sich von vollelektrischen VW-Shuttles in das Stadtzentrum von Como chauffieren lassen, das nur 10 Minuten vom Hotel entfernt liegt. Noch etwas anderes unterscheidet das Hotel von seiner Konkurrenz: Der Resort-Charakter. Umgeben von einem botanischen Garten findet man drei Restaurants, eine Bar, ein Fitnessstudio und das größte Spa am Comer See.

Exklusive Erlebnisse für Hotelgäste

Den Wunsch, mit der Natur im Einklang zu sein, nimmt man hier sehr ernst: Damit der 40 Meter lange Infinity-Pool genau dieselbe Farbe hat wie der See, auf dem er schwimmt, wurde er mit dunkelgrünen Cardoso-Steinen ausgekleidet. Zwei Jahre haben die Architekten von Herzog & de Meuron gebraucht, um das Konzept fertigzustellen. Das Ergebnis: Ein erstaunlicher Trompe-l’œil-Effekt, der einem das Gefühl gibt, direkt im See zu schwimmen. Am Nachmittag schaukelt einen die schwimmende Holzplattform gemächlich in den Schlaf, während sanfte Jazzmusik aus unsichtbaren Lautsprechern ertönt und das aufmerksame Personal des Nami-Poolrestaurants espresso shakerato serviert.

Wach wird man wieder, wenn man mit einem Riva-Boot über den Comer See rauscht. Weil sich das Leben hier auf dem Wasser abspielt, verfügt das Mandarin Oriental über eine eigene Anlegestelle und zehn Boote, die einen zum Einkaufen nach Bellagio oder für einen Spaziergang zur Villa del Balbianello bringen. Zu den exklusiven Erlebnissen, die das Resort anbietet, gehört auch eine Privatführung durch die Archive von Mantero, einem lokalen Traditionsunternehmen, das Seide für internationale Luxushäuser fertigt – und für die Öffentlichkeit nicht zugänglich ist. Zurück im Hotel, kann man bei einem Cocktailkurs in die Kunst der Mixologie eintauchen und lernt von Barchef Gabriele Contatore, was einen preisgekrönten Negroni ausmacht. 

Drei Restaurants für jeden Anlass

Zum aperitivo sitzen die elegant gekleideten Gäste in der CO.MO Bar & Bistrot am Seeufer und lassen ihren zufriedenen Blick über das glitzernde Wasser schweifen. Auf der Speisekarte stehen italienische Klassiker wie Rosmarin-Focaccia, Spaghetti Vongole und Parmigiana. Dazu serviert der Sommelier Weißwein aus Verdese-Trauben, die auf der gegenüberliegenden Seeseite angebaut werden. Weiter weg reisen die Gäste im Restaurant L’Aria, dessen Gerichte sowohl von der italienischen als auch von der japanischen Küche inspiriert sind. Küchenchef Massimiliano Blasone bereitet Sushi etwa mit Panzanello und Burrata zu oder Wolfsbarsch mit Ingwer und Jalapeño. Nach einer privaten Yoga-Stunde im botanischen Garten sind die gewonnenen Kalorien am nächsten Morgen schnell wieder vergessen.

Zimmer ab 850 Euro und Privatvillen ab 8.000 Euro pro Nacht.