Chopard-CEO Karl-Friedrich Scheufele im Interview

Man könnte sagen, dass Chopard-CEO Karl-Friedrich Scheufele für das, was er tut, regelrecht geboren wurde: Seine Familie hatte die ehrwürdige, heute 162 Jahre alte Schweizer Uhrenmanufaktur schon im Jahr 1963 gekauft.
Chopard-CEO Karl-Friedrich Scheufele stellt sich dem Robb Report Fragebogen

1980 entwarf der damals erst 22-jährige Karl- Friedrich die erste Stahl-Sportuhr des Unternehmens, die St. Moritz. 2019 überdachte er das Konzept, kreierte die Alpine Eagle. Sie verkauft sich so gut, dass Chopard „derzeit mit einem Mangel an Produkten auf dem Markt konfrontiert ist“. Wenn Scheufele nicht gerade die Entwicklung der nächsten Uhrengeneration vorantreibt, genießt er gerne sein Chalet bei Gstaad.

Welche Uhr tragen Sie?
Ich trage meistens eine Alpine Eagle, in letzter Zeit aber auch gerne eine L.U.C 1860. Das ist die erste L.U.C, die wir vor 25 Jahren auf den Markt gebracht haben, und in ihr arbeitet das Automatikwerk, das wir damals wieder eingeführt haben. Man kann den Gehäuseboden öffnen und schließen. Heute ist sie ein Sammlerstück. Anlässlich des 25-jährigen Bestehens unserer Manufaktur habe ich sie hervorgeholt, trage sie jetzt mit Freude.

Wie viele Uhren haben Sie in Ihrer persönlichen Sammlung?
Mindestens 30 bis 35. Aber ich trage auch immer wieder mal Prototypen.

Was haben Sie kürzlich zum ersten Mal gemacht?
Eine Trüffeljagd im Périgord, wo wir auch Wein anbauen.

Was machen Sie noch analog?
Ich lese gerne Bücher, Zeitschriften, Zeitungen und Auktionskataloge.

Wie kommen Sie zur Ruhe?
In Gstaad laufe ich gerne mit Skifellen den Berg hinauf. Dabei muss man sich erst mal ganz schön anstrengen. Oben angekommen zieht man die Felle ab und hat dann das Vergnügen, den Hang hinunterzufahren.

Was haben Sie Ihrer Sammlung zuletzt hinzugefügt?
Ein Kunstwerk, das den Abdruck einer Hand zeigt. Diese Metallabdrücke zeigen wir im Eingangsbereich unserer Manufaktur. Sie stammen von Prune Nourry, einer in New York lebenden Künstlerin aus Frankreich.

Was bedauern Sie, nicht gekauft zu haben?
Ein Paar Stehlampen des belgischen Designers Emiel Veranneman aus den 1960er-Jahren. Ich mag den Stil und die Verarbeitung.

Wo kaufen Sie Ihre Kleidung?
Ich hatte früher einen Schneider in Italien, der mittlerweile verstorben ist. Er hat noch mit 85 Jahren gearbeitet. Jetzt habe ich einen neuen Schneider in Zürich. Ansonsten liebe ich in London die Läden rund um die Jermyn Street: Schneidereien oder spezielle Geschäfte für Bürsten und Kämme, für Hüte, Mützen und Regenschirme. Diese Fachgeschäfte sind leider vom Aussterben bedroht. Ich versuche also, sie nach Kräften zu unterstützen.

Wie würden Sie Ihren Look beschreiben?
Es ist schwierig, sich selbst zu beurteilen: wahrscheinlich klassisch und eher elegant. Ich gehöre nicht zu den Menschen, die Joggingschuhe zum Anzug tragen würden. Aber ab und zu, wenn mir danach ist, verzichte ich auf eine Krawatte und für bis zu zwei Tage auf eine Rasur.

Fahren oder gefahren werden?
Ich ziehe es vor, selbst zu fahren, mache aber einige Ausnahmen, etwa bei Jacky Ickx, dem legendären Rennfahrer, mit dem ich befreundet bin. Hin und wieder fährt mich auch meine Frau ins Büro, sodass ich unterwegs meine E-Mails abrufen kann. Wir wechseln uns da ab.

Der letzte Rat, den Sie gegeben haben?
Wir haben einen Slogan, den wir auf unsere Weinflaschen drucken, und die Übersetzung lautet: „Was du mit Zeit machst, wird die Zeit respektieren.“

Welches Auto liegt Ihnen am meisten am Herzen?
Mein erster Oldtimer, vor vielen Jahren gekauft. Ein dunkelroter Porsche 356 Speedster. Das erste Auto, in dessen Restaurierung ich wirklich viel Geld investiert habe. Ein wunderbarer kleiner Sportwagen zum Fahren.

Besitzen und restaurieren Sie auch andere Oldtimer?
Das älteste Auto in meiner Sammlung ist ein Bentley aus dem Jahr 1929. In Gstaad habe ich einen Land Rover von 1971, der originalgetreu restauriert wurde. Oldtimer sind meine Leidenschaft. Wie viele ich besitze, weiß nicht einmal meine Frau.

Der Wein Ihrer Wahl?
Ich bevorzuge biologisch produzierte Weine. Wir haben unseren Weinberg auf biodynamischen Anbau umgestellt. Das war ziemlich hart und zeitaufwendig, daher kann ich gut nachvollziehen, was auch viele andere Winzer durchmachen. Ein Wein, den ich im Laufe der Jahre immer sehr gemocht habe, ist ansonsten der Château Haut-Brion aus dem Bordeaux.

Welche Anliegen sind Ihnen wichtig?
Der Schutz der Natur und ein Bewusstsein für den globalen Klimawandel. In unserem Geschäft haben wir die Beschaffung von ethischem Gold eingeführt. Und wir arbeiten mit der Eagle Wings Foundation zusammen, fördern so die Wiederansiedlung von Adlern in der Alpenregion.

Bowie oder Dylan?
Dylan.