Die angehende F1-Legende Alex Albon

Der thailändisch-britische Teamchef von Williams Racing über die Partnerschaft mit Jumeirah Hotels & Resorts, die rasante Entwicklung der Formel 1 und seine Kindheits-Fixierung auf den Verbrennungsmotor.
Text Nick Scott

Alex Albon - der ehemalige Fahrer der Scuderia Toro Rosso und von Red Bull Racing, der jetzt für Williams auf den Rennstrecken unterwegs ist - spricht in seiner Luxussuite im Carlton Tower Jumeirah in Knightsbridge mit Robb Report. Wieso ausgerechnet dort? Kurz vor dem Beginn der Formel-1-Saison 2023 gab Williams Racing eine neue Partnerschaft mit Jumeirah Hotels & Resorts bekannt - einer Hotelgruppe mit einem Portfolio von 26 Häusern in 10 Ländern. Zur Feier der Partnerschaft eröffnete die Gruppe rechtzeitig zum Großen Preis von Bahrain im März das Jumeirah Gulf of Bahrain Resort & Spa, das in der Nähe der Formel-1-Strecke des Königreichs liegt.

Alex Albon belegte in Großbritannien Platz 8

„Das Hotel liegt an der Küste, die wunderschön und ziemlich abgelegen ist”, so Albon. „Man hat das Gefühl, in einem Ferienort zu sein, in dem man abschalten kann und befindet sich gleichzeitig in der Nähe der Rennstrecke. Der Ort ist riesig - es gibt eine Menge Restaurants, aus denen man wählen kann. Wir waren in der Woche vor dem Rennwochenende dort, um uns auszuruhen, was in der F1-Saison immer ein seltenes Privileg ist. Also haben wir eine Art Trainingslager daraus gemacht.”

Man kann sagen, dass Albon in einer guten Position ist. Nach seinem siebten Platz beim Grand Prix von Kanada im Juni, landete er in Silverstone in allen drei Trainingssitzungen unter den ersten Drei, qualifizierte sich auf Platz 8 und konnte diese Position beim Grand Prix von Großbritannien halten. Und das, obwohl er körperlich stark beansprucht wird: „Wenn ich Ihnen meinen Rücken zeige, habe ich überall Beulen und Unebenheiten”, sagte er auf der anschließenden Pressekonferenz. „Weil ich so groß bin, ist es schwierig für mich, die richtige Sitzposition zu finden. An den Schultern bin ich ziemlich rund und meine Knochen ragen heraus.”

Für Albon ist Motorsport eine Berufung

Die Stimmung im Williams-Lager ist gut, sagt Albon, der die Spekulationen darüber, dass er Ferraris erste Wahl sein könnte, falls Carlos Sainz zu Audi wechselt, als bloße Gerüchte bezeichnet. „Wir haben in den letzten beiden Rennen gute Ergebnisse erzielt und befinden uns in einer lebhaften Phase”, sagt er. Eine stark überarbeitete Version des FW45-Autos, die in Silverstone vorgestellt wurde, hat das Team in Aufregung versetzt (ungeachtet der Tatsache, dass technische Verbesserungen beim Abtrieb wahrscheinlich zu Albons oben erwähnten körperlichen Problemen beigetragen haben). Die Williams-Fahrer, sagt er, spielen eine wichtige Rolle bei der Verbesserung des Autos. „Die Lager sind ein wenig gespalten, wenn es um die Beteiligung der Fahrer an der Technologie geht”, sagt er. „Teams wie Williams denken zwei, drei Jahre voraus. Wir Fahrer verbringen ein oder zwei Tage pro Woche im Simulator und sind so an der kurzfristigen Entwicklung der Autos beteiligt.”

Albon wusste schon in jungen Jahren, dass der Motorsport seine Berufung ist. „Das wurde mir von klein auf in die Wiege gelegt - mein Vater verkaufte Autos, also waren sie immer ein Teil meines Lebens”, sagt er. „Ich liebte schnelle und laute Autos. Eines meiner ersten Worte als Kind war 'Rauch' - in Bezug auf die Auspuffanlage. Bei Autos mit einem lauten Auspuff habe ich immer gerufen: 'Rauch, Rauch'. Mein Vater kaufte mir mein erstes Gokart, als ich sieben Jahre alt war. Wir wohnten auf dem Land und hatten einen Bauern neben uns, der uns in seine Scheune mit Betonboden ließ. Ich bin oft dort herumgefahren und habe meine Kurven gedreht.”

Talent und Einsatz führen zum Erfolg

Hat er nach einigen Jahren im Profisport das Gefühl, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, wenn es um die rasante kulturelle und technische Entwicklung des Sports geht? „Ich denke, der Sport hat sich so sehr weiterentwickelt, dass er für viele Fahrer nicht mehr nur eine Art Hobby ist. Die Technologie und die Professionalität des Sports haben stark zugenommen. Es wäre also schön, wieder in einer Zeit zu fahren, in der der Sport noch ein bisschen mehr ein Männerclub war und man ein bisschen Spaß haben konnte. Aber die Sicherheit dieser Autos war so schlecht. Ich habe das Glück, bei einigen Roadshows die Autos zu fahren, die in den vergangenen Jahrzehnten gefahren wurden. Und da wird einem klar, dass sie buchstäblich aus ein paar Metallrohren bestehen. Das hält einen davon ab, sie fahren zu wollen...”

Albon, der erste thailändische F1-Pilot seit 1954, weiß, was einen kompetenten Fahrer von einem großartigen Fahrer unterscheidet: „Man muss Biss haben. Fahrer werden von Adrenalin angetrieben, und wir lieben das Gefühl von Geschwindigkeit. Großartige Fahrer wollen den Sieg mehr. Sie geben 101 Prozent. Sie investieren mehr Zeit als alle anderen. Talent muss immer vorhanden sein, aber es kommt auch auf den Einsatz an.” Beeinflusst die Tatsache, dass er praktizierender Buddhist ist, seinen Ansatz? „Nicht in Bezug auf die Leistung, aber in Bezug darauf, wie ich mein Leben führe. Ich schätze die Tugenden des Buddhismus. Meine Mutter ist Thailänderin, und in dieser Hinsicht habe ich ein sehr starkes thailändisches Erbe.”

Formel 1 ist Individual- und Mannschaftssport

Neben dem Lebensstil abseits der Rennstrecke, nennt Albon auch Führungsqualitäten als wichtige Tugend - und nennt Michael Schumacher als perfektes Beispiel. „Seine Bedeutung als Teamleiter wird oft übersehen. Ich kenne Ingenieure, die mit Michael zusammengearbeitet haben, und sie sagen alle das Gleiche. Er kannte die Namen von allen, die Namen ihrer Kinder und er wusste, wie man mit Kollegen umgeht. Er war eine starke Persönlichkeit und in jeder Hinsicht hilfreich für das Team.” Dies ist aufgrund des Paradoxons der Formel 1 von entscheidender Bedeutung: Sie ist vielleicht die einzige Sportart der Welt, die sowohl ein Individual- als auch ein Mannschaftssport ist. „Wir haben jetzt etwa 750 Mitarbeiter bei Williams - egal ob es sich um Fahrer handelt oder Kollegen, die am Aufbau, der Finanzierung oder der Vermarktung des Teams arbeiten. Wenn man diese Leute dazu bringen kann, 100 Prozent für einen zu arbeiten, bringt man das Team wirklich voran.”