So werden Sie ein Kunstsammler

Sie hätten Lust, eine Kunstsammlung zu beginnen, aber keine Ahnung, wie Sie das angehen sollen? Hier erklärt Walter Gehlen, der Direktor der Art Düsseldorf, wie und wo man Kunst kauft und welcher Preis angemessen ist.
Das Gemälde "The Splash" von David Hockney

Während der Pandemie: Bilder kaufen im Internet

Wer in den letzten Jahren sein Interesse am Kunstkauf entdeckt hat, fand ungünstige Bedingungen vor. Museen und Galerien waren geschlossen, Kunstmessen wurden reihenweise verschoben. Damit trat ein Vertriebskanal hervor, der bis vor der Pandemie im Vergleich zu anderen Branchen deutlich hinterherhinkte: das Internet.

Sammler aus aller Welt schauten sich dort nun sogenannte Online-Viewing-Rooms an, waren mit mehr oder weniger gelungenen 3-D-Präsentationen im Web und Metaverse konfrontiert und stellten vor allem gemeinsam fest: Kunst muss man erleben. Zumindest aber geht nichts über das persönliche Gespräch zwischen Kunstkäufer und Galerist, der die Arbeiten seiner Künstler und Künstlerinnen in den richtigen kunsthistorischen Kontext setzt.

Die Rolle des Galeristen beim Kauf von Kunst

Auf der Art Düsseldorf zeigen sich die wichtigsten Entwicklungen in der zeitgenössischen Kunst und die neuesten Trends.

Kunst kaufen zu wollen ist eine Haltung, die sich entwickelt und unterschiedliche Bedürfnisse betrifft. Werke eines Künstlers, dessen Arbeit einen inspiriert, endlich auch einmal besitzen zu wollen, ist meist der Startschuss in die Sammelleidenschaft. Wenn es beim Kunstkauf auch noch gelingt, dass aus der Faszination zugleich ein gutes Investment wird, an dem man sich täglich erfreuen kann, dann ist das Glück perfekt.

Doch wo fange ich an, wenn ich endlich meinen ersten Kunstkauf wagen will? Die meisten Sammler, die ich kenne, erinnern sich noch gut an ihr erstes Kunstwerk. Ein lebendiger Moment, den man offensichtlich nie vergisst. Wenn ich eine Arbeit eines verstorbenen Künstlers erwerben möchte, so wende ich mich an ein Auktionshaus oder einen Kunsthändler. Papierarbeiten oder Editionen sind je nach Künstler zu Budgets zu haben, die auf jeden Geldbeutel passen. Mit museumsgeadelten Künstlern geht man natürlich weniger Risiko ein, da diese sich schon ihren Platz in der Kunstgeschichte erobert haben.

Spannend wird es in der zeitgenössischen Kunst. Hier spielen Galeristen eine elementare Rolle: Ohne Galeristen würde sich die Kunst- und Kulturszene von Großstädten anders entwickeln, sogar die Stadtentwicklung von Metropolen wird durch den Einfluss von Galeristen enorm geprägt.

Gatekeeper der Kunst

Neben der Ausstellung vor Ort hat die Messe Art Düsseldorf eine Reihe von digitalen Services eingerichtet, darunter einen Online-Shop, ein Magazin und einen aufwendigen VIP-Bereich.

Der Galerist ist ein Gatekeeper. Er widmet sein Berufsleben ausschließlich Künstlern, von denen er kraft seiner Expertise überzeugt ist, dass diese eine wichtige Position in der Kunstgeschichte einnehmen werden. Er stellt also den kunsthistorischen Kontext her, er fasst die Relevanz des Künstlers in Worte und kommuniziert diese in sein Netzwerk, an Multiplikatoren: Museumsleute und Ausstellungsmacher, Sammler und Presse. Er besorgt Ausstellungsmöglichkeiten weltweit und zeigt seine Künstler auf Kunstmessen einem großen und kundigen Publikum.

Wenn Sie beginnen wollen, Kunst zu kaufen oder sogar eine Sammlung aufzubauen, arbeiten Sie mit einem oder mehreren Galeristen zusammen. Daher starten Sie Ihre Leidenschaft auf zwei Ebenen: Werden Sie in Ihrer Stadt Mitglied im Kunstverein und im Freundeskreis der wichtigen Museen im Umkreis. Zu den Eröffnungen sind meist alle relevanten Kunstpersönlichkeiten vor Ort, eine gute Möglichkeit, um interessante Menschen kennenzulernen und wichtige Ausstellungen aus erster Hand präsentiert zu bekommen. Das ist lehrreich und schult das Auge.

Zwei Dinge, die für Ihre Sammlung immer wichtig sind: Kenntnis über die Künstler, die Sie sammeln möchten, und ein guter Blick für die richtigen Arbeiten. Parallel besuchen Sie die Galerien in Ihrer Stadt. Es gibt immer abgestimmte Eröffnungen, sodass sich ein Rundgang lohnt. Schauen Sie dabei genau hin: Wer handelt mit Kunstwerken aus dem Zweitmarkt? Wer hat ein Programm mit selbst entdeckten Künstlern?

Faustformel für den Preis

Bei Galerien mit eigenem Künstlerprogramm: Lesen Sie die Biografien (liegen immer als Pressetext zur Ausstellung aus) der gezeigten Künstler. Kennen Sie Museen, in denen der Künstler bereits ausgestellt hat? Fällt Ihnen vielleicht auf, dass der eine oder andere auf einer wichtigen Biennale (etwa Venedig) oder auf der Documenta ausgestellt hat? Dann sind Sie auf der richtigen Spur in Richtung Qualität. Je bedeutender die Positionen im Lebenslauf der Künstler sind, umso solider ist deren Karriere einzuschätzen. Damit einher geht der Preis.

Bei Bildern wird meist mit folgender Formel gerechnet: Höhe in Zentimetern plus Breite in Zentimetern. Das Ergebnis mal 10, und man erhält den groben Richtpreis für einen Künstler, der die Akademie erfolgreich absolviert hat. Eine 100-x-100-cm-Leinwand würde somit mit 2000 Euro taxiert werden. Ist der Preis höher, so müssen sich im Lebenslauf entsprechend bedeutende Ausstellungen finden lassen. Denn: Je mehr der Künstler von anderen Gatekeepern als relevant eingestuft wurde, umso solider das Fundament für die Karriere.

Sie können auch Online-Datenbanken nutzen wie artfacts.net (größte Künstlerdatenbank) und die App Limna, die Ihnen insbesondere bei teuren Arbeiten mitteilt, ob ein Preis gut oder sehr hoch ist. Wenn Sie dann schon online sind, sollte man auch das Online- Angebot von Galerien auf artsy.net und beispielsweise von der Art Düsseldorf im Auge behalten. Letztere bietet als erste Messe weltweit das Programm der Aussteller auch online zum Kauf an.